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Antwort auf die mündliche Anfrage Nr. 28 zum Thema: Wie sehr belasten Windkraftanlagen die Umwelt?

Der Niedersächsische Minister für Umwelt, Energie und Klimaschutz Stefan Wenzel hat

namens der Landesregierung auf eine mündliche Anfrage der Abgeordneten Grupe, Dr.

Hocker, Grascha, Bode, König, Eilers, Dürr (FDP) geantwortet.

Die Abgeordneten hatten gefragt:

Windkraft als erneuerbare Energie wird oft als klima- und umweltschonende

Energieerzeugung bezeichnet. Allerdings werden beim Bau und Betrieb der Anlagen Energie

und mineralölhaltige Stoffe verwendet.

Wir fragen die Landesregierung:

1. Wie hoch ist der Energiebedarf, der zum Bau einer Windkraftanlage benötigt wird?

2. Welche Stoffe kommen beim Bau von Windkraftanlagen zum Einsatz, die

gegebenenfalls umwelt- und wassergefährdend sind?

3. Inwieweit ist nach Auffassung der Landesregierung der Bau und der Betrieb von

Windkraftanlagen ohne den Einsatz mineralölhaltiger Stoffe möglich?

Minister Wenzel beantwortete die Anfrage namens der Landesregierung:

Vorbemerkungen:

Der Landesregierung liegen keine detaillierten Informationen zu den Stoffmengen sowie

Energiebedarfen für den Bau von Windenergieanlagen (WEA) vor. Die vorgenannten Größen

können sich je nach Hersteller, Komponentenzulieferer, Produktionsprozess und Anlagentyp

sowie der in der Betrachtung berücksichtigten Fertigungsstufen – ggf. bis hin zur Gewinnung

der Rohstoffe – deutlich unterscheiden.

Dies vorausgeschickt, beantworte ich die Kleine Anfrage namens der Landesregierung wie

folgt:

Zu 1:

Zu dieser Fragestellung liegen verschiedene Untersuchungen vor, die vorwiegend auf die

energetische Amortisationszeit abstellen, d. h. die Zeit, die für eine Stromerzeugung in Höhe

Niedersächsisches Ministerium

für Umwelt, Energie und Klimaschutz

24.10.2014

Rudi Zimmeck

Pressesprecher

Archivstraße 2, 30169 Hannover

Tel.: (0511) 120-3426

Mobil: 0176/ 2153 4675

www.umwelt.niedersachsen.de

E-Mail: Rudi.Zimmeck@mu.niedersachsen.de

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der für Herstellung und ggf. Errichtung etc. der WEA benötigten Energie – sprich eine

ausgeglichene Energiebilanz – erforderlich ist.

 Die Studie „Comparative life cycle assessment of 2.0 MW wind turbines” (Oregon State

University, 2014) ermittelt bspw. für 2 unterschiedliche WEA mit 2 MW Leistung eine

energetische Amortisationszeit von 5,2 bzw. 6,4 Monaten.

 Eine Lebenszyklusanalyse des Anlagenherstellers Enercon (2011) weist für eine E-82

E2/2,3 MW eine energetische Amortisationszeit von 6,8 Monaten für einen

Inlandsstandort bis 4,7 Monaten für einen windreicheren Küstenstandort aus.

 Die Studie der Universität Stuttgart „Lebenszyklusanalyse ausgewählter

Stromerzeugungstechniken“ (2005) betrachtet eine 1,5-MW-WEA und kalkuliert eine

energetische Amortisationszeit von rund einem Jahr.

In der Gesamtschau der Studien ergeben sich energetische Amortisationszeiten von rund

einem halben bis etwa einem Jahr.

Zu 2:

Für den Bau von Windenergieanlagen eingesetzte Materialien, die aufgrund ihrer stofflichen

Eigenschaften umwelt- oder wassergefährdend wirken können, sind insbesondere

Schmiermittel, Getriebe- und Hydrauliköle, Kühlmittel sowie nicht ausgehärtete Polyesterund

Epoxidharze.

Konkrete Gefährdungen in Form potenzieller Freisetzungen dieser Stoffe in Umwelt bzw.

Gewässer sind allerdings weniger beim Bau der Anlagen in Produktionsstätten als bei

Errichtung, Betrieb und Wartung am späteren Standort gegeben. Diese Gefahren beruhen

vor allem darauf, dass bei diesen sogenannten HBV–Anlagen (Anlage zum Herstellen,

Behandeln und Verwenden wassergefährdender Stoffe) ein Umgang mit

wassergefährdenden Stoffen wie Getriebeölen (bei Anlagentypen mit Getriebe mehrere 100

Liter, Wassergefährdungsklasse 2) und Hydraulikölen sowie Schmiermitteln (bis zu 100 Liter,

Wassergefährdungsklasse 1 bis 2) stattfindet.

Zu 3:

In der Windenergie zielen Forschung und Entwicklung darauf ab, zunehmend eine

Substitution und Optimierung von Schmierstoffen und Materialien zu erreichen mit dem Ziel,

einerseits die Haltbarkeit (Lebenserwartung der Anlage) und andererseits die

Umweltverträglichkeit von WEA zu erhöhen. Gerade auch in Hinblick auf Trinkwasser- und

Gewässerschutz ist aktuell die Umweltverträglichkeit beim Bau und Betrieb von WEA ein

wichtiger Forschungsaspekt.

Im Bereich der Windenergie kommen zurzeit erdölhaltige Schmierstoffe im Bereich des

WEA-Getriebes, der Zahnradantriebe in Gondel und Rotorblattverstellung, in Wälzlagern der

Wellen sowie in den Hydrauliksystemen zum Einsatz. Die in den Getrieben verwendeten Öle

auf Erdölbasis werden speziell für die Windenergieindustrie entwickelt. Im Vordergrund steht

Rudi Zimmeck

Pressesprecher

Archivstraße 2, 30169 Hannover

Tel.: (0511) 120-3426

Mobil: 0176/ 2153 4675

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eine möglichst lange Gebrauchstauglichkeit sowie eine Reduzierung der inneren und

äußeren Reibung, um den Verschleiß von Komponenten zu reduzieren. Eine Substitution

von mineralölhaltigen Schmierstoffen durch biologische ist aus heutiger Sicht am ehesten im

Bereich der Hydrauliköle zu erwarten. Im Getriebebereich zeichnet sich zurzeit keine

Entwicklung hin zu biologischen Schmierstoffen ab. Allerdings werden zunehmend

getriebelose WEA-Konzepte gebaut und weiterentwickelt, also Anlagen die auf den Einsatz

von Getriebe und damit auf die Schmierstoffe gänzlich verzichten können.

Ferner kommen an Windenergieanlagen Beschichtungen zum Korrosionsschutz im Bereich

des Turms und der Rotorblätter zum Einsatz. Diese Materialien basieren auf

mineralölhaltigen Stoffen. Aktuell gibt es hier Entwicklungen, diese Materialien durch

mineralische, keramikbasierte und metallische Stoffe zu ersetzen. Hier besteht gleichwohl

noch Forschungsbedarf.

Mineralölhaltige Isolationsmaterialien für Kabel könnten zukünftig prinzipiell auch durch

keramische oder mineralische Materialien ersetzt werden. Auch hier besteht noch

Forschungsbedarf.

Artikel-Informationen

erstellt am:
24.10.2014

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