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erstellt am:
24.10.2014
Der Niedersächsische Minister für Umwelt, Energie und Klimaschutz Stefan Wenzel hat
namens der Landesregierung auf eine mündliche Anfrage der Abgeordneten Grupe, Dr.
Hocker, Grascha, Bode, König, Eilers, Dürr (FDP) geantwortet.
Die Abgeordneten hatten gefragt:
Windkraft als erneuerbare Energie wird oft als klima- und umweltschonende
Energieerzeugung bezeichnet. Allerdings werden beim Bau und Betrieb der Anlagen Energie
und mineralölhaltige Stoffe verwendet.
Wir fragen die Landesregierung:
1. Wie hoch ist der Energiebedarf, der zum Bau einer Windkraftanlage benötigt wird?
2. Welche Stoffe kommen beim Bau von Windkraftanlagen zum Einsatz, die
gegebenenfalls umwelt- und wassergefährdend sind?
3. Inwieweit ist nach Auffassung der Landesregierung der Bau und der Betrieb von
Windkraftanlagen ohne den Einsatz mineralölhaltiger Stoffe möglich?
Minister Wenzel beantwortete die Anfrage namens der Landesregierung:
Vorbemerkungen:
Der Landesregierung liegen keine detaillierten Informationen zu den Stoffmengen sowie
Energiebedarfen für den Bau von Windenergieanlagen (WEA) vor. Die vorgenannten Größen
können sich je nach Hersteller, Komponentenzulieferer, Produktionsprozess und Anlagentyp
sowie der in der Betrachtung berücksichtigten Fertigungsstufen – ggf. bis hin zur Gewinnung
der Rohstoffe – deutlich unterscheiden.
Dies vorausgeschickt, beantworte ich die Kleine Anfrage namens der Landesregierung wie
folgt:
Zu 1:
Zu dieser Fragestellung liegen verschiedene Untersuchungen vor, die vorwiegend auf die
energetische Amortisationszeit abstellen, d. h. die Zeit, die für eine Stromerzeugung in Höhe
Niedersächsisches Ministerium
für Umwelt, Energie und Klimaschutz
24.10.2014
Rudi Zimmeck
Pressesprecher
Archivstraße 2, 30169 Hannover
Tel.: (0511) 120-3426
Mobil: 0176/ 2153 4675
www.umwelt.niedersachsen.de
E-Mail: Rudi.Zimmeck@mu.niedersachsen.de
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der für Herstellung und ggf. Errichtung etc. der WEA benötigten Energie – sprich eine
ausgeglichene Energiebilanz – erforderlich ist.
Die Studie „Comparative life cycle assessment of 2.0 MW wind turbines” (Oregon State
University, 2014) ermittelt bspw. für 2 unterschiedliche WEA mit 2 MW Leistung eine
energetische Amortisationszeit von 5,2 bzw. 6,4 Monaten.
Eine Lebenszyklusanalyse des Anlagenherstellers Enercon (2011) weist für eine E-82
E2/2,3 MW eine energetische Amortisationszeit von 6,8 Monaten für einen
Inlandsstandort bis 4,7 Monaten für einen windreicheren Küstenstandort aus.
Die Studie der Universität Stuttgart „Lebenszyklusanalyse ausgewählter
Stromerzeugungstechniken“ (2005) betrachtet eine 1,5-MW-WEA und kalkuliert eine
energetische Amortisationszeit von rund einem Jahr.
In der Gesamtschau der Studien ergeben sich energetische Amortisationszeiten von rund
einem halben bis etwa einem Jahr.
Zu 2:
Für den Bau von Windenergieanlagen eingesetzte Materialien, die aufgrund ihrer stofflichen
Eigenschaften umwelt- oder wassergefährdend wirken können, sind insbesondere
Schmiermittel, Getriebe- und Hydrauliköle, Kühlmittel sowie nicht ausgehärtete Polyesterund
Epoxidharze.
Konkrete Gefährdungen in Form potenzieller Freisetzungen dieser Stoffe in Umwelt bzw.
Gewässer sind allerdings weniger beim Bau der Anlagen in Produktionsstätten als bei
Errichtung, Betrieb und Wartung am späteren Standort gegeben. Diese Gefahren beruhen
vor allem darauf, dass bei diesen sogenannten HBV–Anlagen (Anlage zum Herstellen,
Behandeln und Verwenden wassergefährdender Stoffe) ein Umgang mit
wassergefährdenden Stoffen wie Getriebeölen (bei Anlagentypen mit Getriebe mehrere 100
Liter, Wassergefährdungsklasse 2) und Hydraulikölen sowie Schmiermitteln (bis zu 100 Liter,
Wassergefährdungsklasse 1 bis 2) stattfindet.
Zu 3:
In der Windenergie zielen Forschung und Entwicklung darauf ab, zunehmend eine
Substitution und Optimierung von Schmierstoffen und Materialien zu erreichen mit dem Ziel,
einerseits die Haltbarkeit (Lebenserwartung der Anlage) und andererseits die
Umweltverträglichkeit von WEA zu erhöhen. Gerade auch in Hinblick auf Trinkwasser- und
Gewässerschutz ist aktuell die Umweltverträglichkeit beim Bau und Betrieb von WEA ein
wichtiger Forschungsaspekt.
Im Bereich der Windenergie kommen zurzeit erdölhaltige Schmierstoffe im Bereich des
WEA-Getriebes, der Zahnradantriebe in Gondel und Rotorblattverstellung, in Wälzlagern der
Wellen sowie in den Hydrauliksystemen zum Einsatz. Die in den Getrieben verwendeten Öle
auf Erdölbasis werden speziell für die Windenergieindustrie entwickelt. Im Vordergrund steht
Rudi Zimmeck
Pressesprecher
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eine möglichst lange Gebrauchstauglichkeit sowie eine Reduzierung der inneren und
äußeren Reibung, um den Verschleiß von Komponenten zu reduzieren. Eine Substitution
von mineralölhaltigen Schmierstoffen durch biologische ist aus heutiger Sicht am ehesten im
Bereich der Hydrauliköle zu erwarten. Im Getriebebereich zeichnet sich zurzeit keine
Entwicklung hin zu biologischen Schmierstoffen ab. Allerdings werden zunehmend
getriebelose WEA-Konzepte gebaut und weiterentwickelt, also Anlagen die auf den Einsatz
von Getriebe und damit auf die Schmierstoffe gänzlich verzichten können.
Ferner kommen an Windenergieanlagen Beschichtungen zum Korrosionsschutz im Bereich
des Turms und der Rotorblätter zum Einsatz. Diese Materialien basieren auf
mineralölhaltigen Stoffen. Aktuell gibt es hier Entwicklungen, diese Materialien durch
mineralische, keramikbasierte und metallische Stoffe zu ersetzen. Hier besteht gleichwohl
noch Forschungsbedarf.
Mineralölhaltige Isolationsmaterialien für Kabel könnten zukünftig prinzipiell auch durch
keramische oder mineralische Materialien ersetzt werden. Auch hier besteht noch
Forschungsbedarf.
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24.10.2014