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Glory Amsterdam Olaf Lies: Zur Sicherheit unserer Inseln und Küsten: Havariekommando technisch besser ausstatten!

Pressemitteilung Nr. 21/2019

Der Untersuchungsbericht zur Havarie der MS Glory Amsterdam am 29. Oktober 2017 wurde heute (Mittwoch) seitens der Bundesstelle für Seeunfalluntersuchung (BSU) veröffentlicht.

Dazu sagte Umweltminister Olaf Lies: „Wie wir bereits vermutet hatten, war die MS Glory Amsterdam relativ schwach motorisiert; daraufhin war sie im Sturm manövrierunfähig. Die Manövrierfähigkeit muss allerdings stets gewährleistet sein, unabhängig von geltenden Abgasnormen. Dazu kam, dass die zur Rettung eingesetzte NORDIC seitens der Schiffsbelegschaft nicht als behördlich eingesetzter Schlepper wahrgenommen wurde. Der Schlepper muss also besser gekennzeichnet werden.

Worüber ich aber geradezu entsetzt bin: Das Havariekommando hatte auf die komplette technische Ausstattung der Verkehrsüberwachung keinen vollen Zugriff. Das heißt, dass die Einsatzleitung nicht über genaue AIS-Informationen oder Echtzeit-Radar verfügte. Auch bei der Herstellung von Funkkontakt über UKW gab es Schwierigkeiten. Hier muss ganz dringend nachgesteuert werden, um die Einschätzung der Unglückslage und die Kommunikation mit dem Boarding Team deutlich zu verbessern!“

Zur kurz nach dem Unglück durch unterschiedliche Akteure geäußerten Kritik am Management des Havariekommandos sagte der Minister: „Was aber im Bericht auch klar wird: Das Havariekommando und seine Mitarbeiter haben die Krise gut gemeistert. Und doch haben sich Defizite in der Struktur gezeigt.“ So seien die Zugriffe auf Radar, AIS und Funkverkehr per UKW eingeschränkt gewesen. Schifffahrtspolizeiliche Befugnisse oder Zugriffsmöglichkeiten auf Fahrzeuge des Wasser- und Schifffahrtsamts habe das Havariekommando nicht. Darüber hinaus habe eine Verbindungsperson für die Koordination vor Ort gefehlt.

Einige Schlüsse hatte das Land Niedersachsen aus der Havarie bereits gezogen. So wurde das Konzept für das Auf- und Abwinschen von Boardingpersonal optimiert und der Verbesserungsbedarf bei der Konstruktion der Notschlepper erkannt. Die eingerichteten Meldeketten für Seeunfälle wurden überprüft und angepasst.

Kritik übte Umweltminister Lies an der Haltung der BSU, das Land Niedersachsen nicht bei der Aufarbeitung des Unglücks einzubinden. „Der Schadensbericht lag uns vor Veröffentlichung nicht vor. Dabei fand das Unglück vor unserer Haustür statt und die Folgen treffen unsere Inseln und unsere Küste. Da erwarte ich selbstverständlich, dass wir über die Aufarbeitung des Unglücks durchgehend informiert und eingebunden werden.“

Schon im Januar 2018 hatte der Minister zu einer ersten Analyse gemeinsam mit den Insel- und Küstengemeinden eingeladen. Dieser Dialog wird zeitnah fortgeführt werden. Dabei soll auch berichtet werden, dass das Umwelt- und das Innenministerium bereits intern die Meldewege überprüft und verbessert haben. Außerdem setzen sie sich, wie auch von der BSU empfohlen, für die Verbesserung der personellen Ausstattung des Havariekommandos bei komplexen Schadenslagen ein.


Artikel-Informationen

erstellt am:
06.03.2019

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