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Umweltminister Olaf Lies: Seit „Pallas“ viel dazugelernt und vorgesorgt

Pressemitteilung Nr. 121/2018

In Erinnerung an die Havarie der „Pallas“ vor 20 Jahren hat Umweltminister Olaf Lies heute (Montag) betont, dass die Notfallvorsorge und Havariebekämpfung an Nord- und Ostsee auf hohem Niveau sind. „Pallas darf sich nicht wiederholen“, sagte der Minister. „Wir haben nach der Havarie der Pallas erhebliche Anstrengungen unternommen, um den Schutz der Nordsee und unserer Küsten, Ufer und Strände vor Schiffshavarien und ihren Folgen zu verbessern.“

Vor 20 Jahren, am 29. Oktober 1998, havarierte vor der Nordseeinsel Amrum der mit Holz beladene Frachter „Pallas“. Er war zuvor in dänischen Hoheitsgewässern in Brand geraten, Notschleppversuche scheiterten. Tausende Seevögel starben durch austretendes Schweröl. Seinerzeit stieß insbesondere die unklare Kompetenzverteilung bei der Havariebekämpfung auf Kritik. Der Schiffseigner erklärte die Pallas nach der Havarie zum Wrack, so dass überwiegend der Steuerzahler für die Folgeschäden aufkommen musste. Insgesamt wurden dafür mehr als 27 Millionen DM aus öffentlichen Mitteln aufgewendet, wovon das Land Niedersachsen rund 5 Millionen DM trug.

Auch aus der letzten Havarie „Glory Amsterdam“ vor Langeoog vor fast genau einem Jahr wurden in Niedersachsen Schlüsse für einen verbesserten Umgang mit Seeunglücken und ihren Folgen gezogen. „Wir haben gelernt, dass unser Konzept für das Auf- und Abwinschen von Boardingpersonal nicht optimal ist, das wurde sofort geändert. Außerdem haben wir Verbesserungsbedarf bei der Konstruktion der Notschlepper erkannt. Auch das Havariekommando selbst wurde auf den Prüfstand gestellt“, sagte der Minister. Die eingerichteten Meldeketten für Seeunfälle wurden überprüft und angepasst. Auch die technische Ausstattung im Havariekommando wird verbessert. Im Rahmen der Hafenstaatkontrolle soll künftig auch ein Schwerpunkt darauf gelegt werden, ob Schiffsbesatzungen Notfallprozeduren ausreichend beherrschen.

Unverständnis äußerte Lies darüber, dass der Abschlussbericht der Bundesstelle für Seeunfalluntersuchung über die Havarie der Glory Amsterdam auch ein Jahr nach dem Ereignis immer noch nicht vorliegt. Nach dem Seeunfalluntersuchungsgesetz ist ein solcher Bericht spätestens 12 Monate nach dem Unfall vorzulegen. „Ich erwarte den Bericht mit großem Interesse, um eigene Rückschlüsse über die Ereignisse und das Handeln der beteiligten Personen ziehen zu können. Diese werde ich zeitnah mit den Küstenlandkreisen erörtern und gegebenenfalls weitere Maßnahmen auf den Weg bringen“, sagte Lies.

„Wir können Seeunfälle auch nach allen Maßnahmen, die aufgrund der Pallas-Havarie ergriffen wurden, nicht ausschließen“, sagte der Minister weiter. „Aber wir können aus ihnen lernen und uns ständig verbessern.“

Der Bund und die Küstenländer hatten nach der Pallas-Havarie die Organisation der maritimen Notfallvorsorge umfassend überprüft und verbessert. Hierzu war eine unabhängige Expertenkommission „Havarie Pallas“ einberufen worden, die 20 Empfehlungen abgab. Nahezu alle Empfehlungen wurden danach umgesetzt. Die Einrichtung einer zentralen Küstenwache (seinerzeit „Seewache“ genannt) unter der Leitung des von der Expertenkommission angeregten Havariekommandos fand allerdings keine Zustimmung. Diese Forderung steht auch heute nach wie vor im Raum. Nach Pallas gab es im Bereich der niedersächsischen Küste weitere schwere Seeunfälle. Besonders spektakulär waren das in Brand geratene Containerschiff „Flaminia“ (2012), der ebenfalls in Brand geratene und mit Düngemitteln beladene Massengutfrachter „Purple Beach“ (2015) sowie das auf der Elbe vor Stade aus dem Ruder gelaufene Megacontainerschiff „Indian Ocean“ (2016). Zu Schadstoffaustritten wie bei der Havarie Pallas kam es hierbei nicht, die zentrale Einsatzleitung des Havariekommando Cuxhaven konnte die Einsätze jeweils ohne Umweltschäden bewältigen.

Als besonders bedrohlich erwies sich das Festkommen des Öltankers „Katja“ auf der Jade (2012), das aufgrund glücklicher Umstände (u.a. gutes Wetter) glimpflich ablief, aber eine erhebliche Gefahr aufgrund seiner Ladung von tausenden Tonnen Rohöl für das empfindliche Wattenmeer darstellte.


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erstellt am:
29.10.2018

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