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Moorbrand in Meppen

Umwelt- und Klimafolgen des Moorbrandes in der Tinner Dose


Seit einiger Zeit schwelt der Moorbrand in der Nähe von Meppen.

Hier finden Sie aktuelle Informationen:

Die Bundeswehr hat ein Bürgertelefon geschaltet:
Mit Blick auf den Moorbrand auf dem Gelände der WTD und den damit einhergehenden Beeinträchtigungen für die Bevölkerung steht das Bürgertelefon der Bundeswehr für Fragen zur Verfügung (Montag bis Donnerstag: 9-15 Uhr und am Freitag von 9-14 Uhr): Tel.: 030 18 24 24 24 2


Internetseiten des Landkreises Emsland
https://katastrophenschutz.landkreis-emsland.de/

Informationen zu Luftmessungen: https://www.emsland.de/buerger-behoerde/aktuell/pressemitteilungen/moorbrand-messergebnisse-des-landkreises-emsland.html


Internetseiten der Bundeswehr


Naturschutzrechtliche Ausgangssituation

Der Moorkomplex der „Tinner Dose“ und „Staverner Dose“ ist 3.395 Hektar groß und liegt komplett im Bereich des Schießplatzes des WTD 91. Dieser Moorkomplex wurde erstmalig 1984 als Naturschutzgebiet ausgewiesen.

Dieses Gebiet ist Bestandteil des europäischen Schutzgebietsnetzes Natura 2000. Es ist sowohl als FFH-Gebiet als auch als EU-Vogelschutzgebiet gemeldet.

Nach § 4 (Freistellungen) der Naturschutzgebietsverordnung des Landkreises Emsland liegt „das Naturschutzgebiet „Tinner Dose-Sprakeler Heide“ (…) ausschließlich in dem gem. § 1 (3) LBG [Landbeschaffungsgesetz] am 18.12.1962 bezeichneten Schießplatzbereich der Wehrtechnischen Dienststelle für Waffen und Munition-WTD 91. Die Belange und der Betrieb der WTD 91 werden durch die Verordnung nicht beeinträchtigt.“

Naturschutzfachliche Bedeutung des Moorgebiets Tinner Dose:

Der Moorkomplex der Tinner- und Staverner Dose ist das einzige große Hochmoor in West-Niedersachsen, das nicht industriell abgetorft wurde. Der Grund hierfür liegt vor allem in der schon sehr lange bestehenden militärischen Nutzung. Umfangreiche Entwässerungsmaßnahmen haben zwar zu Degenerations-Erscheinungen in der Vegetation geführt, aber der Kernbereich des Moores ist von anderen nutzungsbedingten Überformungen frei geblieben.

Aufgrund dieser Besonderheit und auch aufgrund seiner Großflächigkeit ist das Gebiet landesweit von herausragender naturschutzfachlicher Bedeutung. Es ist eines der besterhaltenen Hochmoorgebiete in Niedersachsen.

Das Schutzgebiet beherbergt seltene hochmoortypische und überregional gefährdete Lebensraumtypen. Bei der letzten FFH-Basiserfassung wurden in dem Gebiet auf 169 Hektar Fläche der FFH-Lebensraumtyp „Lebendes Hochmoor“ kartiert. In Gesamt-Niedersachsen waren es ca. 1.000 Hektar. Niedersachsen trägt für diesen Lebensraumtyp eine bundesweite Verantwortung, da ca. 95% aller Lebenden Hochmoore in Niedersachsen liegen. Im Zuge dieser Erfassung wurden in der Tinner Dose weitere 1.665 Hektar als „noch renaturierungsfähiges, degradiertes Hochmoor“ erfasst. Beide Lebensraumtypen haben ihre landesweit größten Vorkommen im Moorkomplex der Tinner Dose.

Das Gebiet ist auch als Lebensstätte seltener Tierarten von besonderer Bedeutung. Hochmoortypische Arten von Amphibien, Reptilien, Schmetterlingen, Heuschrecken, Libellen und andere Wirbellosen kommen in stabilen Populationen vor.

Zudem ist die Tinner Dose ein bedeutendes Brutgebiet für wertbestimmende Arten im EU-Vogelschutzgebiet. Es hat eine herausragende Bedeutung für Offenland bewohnende Limikolenarten und Kleinvogelarten der Offen- und Halboffenlandschaft. Außerdem ist es Brutgebiet von Greifvogelarten wie Wiesenweihe und Kornweihe.

Einschätzung der möglichen Auswirkungen des Moorbrandes auf die Schutzgüter des Naturschutzes

Zum jetzigen Zeitpunkt können keine konkreten Kenntnisse oder Feststellungen zu Art und Ausmaß der durch den Brand verursachten Auswirkungen getätigt werden. Insofern beruhen die folgenden Ausführungen auf Annahmen und Ferneinschätzungen.

Moorbrände durch den militärischen Erprobungsbetrieb hat es seit Bestehen des Schießplatzes gegeben. Daher war der Bund auch in den vergangenen Jahren bemüht, in Zusammenarbeit mit der Naturschutzverwaltung den Moorkomplex möglichst nass zu halten, da ein nasser Moorkörper die beste Brandprävention darstellt. Zu diesem Zweck wurde vor rund fünf Jahren der zentrale Bereich mit einer Verwallung versehen und damit stärker vernässt. Diese Arbeiten haben grundsätzlich sehr positive Effekte für die Entwicklung der moortypischen Vegetation, aber auch für den Brandschutz gezeigt.

Dennoch ist es gerade in den Wintermonaten gelegentlich zu Bränden gekommen, die jedoch in aller Regel nur die oberen Vegetationsbestände aus Heide und Bentgras erfassten.

Der jetzige Brand hat jedoch dem Anschein nach gravierend andere Auswirkungen. Aufgrund des tiefergründig ausgetrockneten Moores hat das Feuer nicht nur die Vegetation, sondern darüber hinaus auch den Torfkörper bis zu einer erheblichen Tiefe erfasst.

Vor diesem Hintergrund ist davon auszugehen, dass die Hochmoorvegetation in den betroffenen Bereichen nachhaltig zerstört wurde. Darüber hinaus sind erhebliche und nachhaltige Verluste bei der weniger beweglichen Fauna, etwa Amphibien, Reptilien, Insekten, Spinnen und Schnecken, zu erwarten.

Von direkten Verlusten durch den Brand bei der wertgebenden Avifauna ist auf Grund der Mobilität der Arten und des Brandauftretens nach der Brutzeit nicht auszugehen. Vielmehr geht mit der großflächigen Zerstörung der Hochmoorvegetation der Verlust wichtiger Lebensraumstrukturen für die Vogelwelt einher.

Im Hinblick auf eine zukünftige Regeneration der beeinträchtigten Hochmoorlebensräume können zurzeit noch keine belastbaren Prognosen abgegeben werden. Hierzu bedarf es zunächst näherer Untersuchungen vor Ort. Außerdem liegen Erfahrungen mit Moorbränden vergleichbarer Ausmaße hier nicht vor.

Die Bedingungen für eine Regeneration könnten dadurch erschwert werden, dass es bei der Verbrennung der Torfschichten zu einer Anreicherung von Nährstoffen im Oberboden gekommen ist. Zudem könnte auch das in das Moorgebiet geleitete, zum Teil aus nährstoffreichen Fließgewässern entnommene Löschwasser, zu einer nachhaltigen Nährstoffanreicherung und damit zu einer Beeinträchtigung der Hochmoorlebensräume führen.

Klimaschutz:

Durch den Moorbrand in der Tinner Dose kommt es durch die Verbrennung des hier anstehenden Torfes in erheblichem Umfang zu einer Freisetzung des klimarelevanten CO2.

Eine belastbare Schätzung ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt kaum möglich, da keine konkreten Daten zum betroffenen Flächenumfang, der Brandtiefe und den tatsächlich verbrannten Torfmengen vorliegen.

Als Richtwert kann angenommen werden, dass bei der Verbrennung einer 1 cm dicken Torfschicht ca. 20 t CO2 je Hektar freigesetzt wird. Bei einer Brandtiefe von 50 cm wären dies ca. 1.000 t CO2 je Hektar.

In den gesamten niedersächsischen Mooren und kohlenstoffreichen Böden werden jährlich ca. 10,6 Mio. t CO2 freigesetzt (Bezugsjahr 2010). Dies entspricht rund 11 % der gesamten Treibhausemissionen in Niedersachsen.

Luftschadstoffe:

Am 18.09.2018 wurden im Zeitraum von 17:00 bis 21:00 Uhr höhere Feinstaubwerte (PM10 und PM2,5) als üblich an den Messstationen Südoldenburg und Oldenburg gemessen. Die kurzzeitig höheren Konzentrationen führten aber an diesem Tag nicht zu einer Überschreitung des PM10-Tagesmittelwertes von 50 µg/m³ [Grenzwert der 39. BImSchV: Der Tagesmittelwert von 50 µg/m³ darf maximal an 35 Tagen im Kalenderjahr überschritten werden].

Auch am 19.09.2018 waren an beiden Stationen kurzeitig etwas höhere Feinstaubwerte zu beobachten, in jedoch im Vergleich zum Vortag abgeschwächter Form. Die Feinstaubewerte am 20.09.2018 waren bis Stand mittags an allen Messstationen unauffällig.

Es wird davon ausgegangen, dass der Bund in Anbetracht der entstandenen Beeinträchtigungen seine Verantwortung für die Fläche sowie die Regeneration des Moore und der betroffenen Schutzgüter wahrnimmt.

Niedersächsische Moorlandschaften

Artikel-Informationen

erstellt am:
25.09.2018
zuletzt aktualisiert am:
08.10.2018

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