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Verhaltensempfehlungen bei Wolfsbegegnungen

Aufgrund der langen Abwesenheit von Wölfen in Deutschland und der noch immer vorherrschenden stereotypen Wolfsbilder führt häufig schon die Vorstellung einer Begegnung mit wildlebenden Wölfen zu Verunsicherungen oder Ängsten. Diese Gefühle sind nachvollziehbar und eng mit der Tatsache verknüpft, dass heutzutage nur wenig über das Verhalten der Wölfe und den Umgang mit ihnen bekannt ist. Auch wenn Wölfe uns gefährlich werden können, sind sie Menschen gegenüber grundsätzlich desinteressiert. Jungwölfe zeigen aber durchaus auch ein neugieriges Verhalten. Mit einem zunehmenden Wolfsbestand ist jedoch von zunehmenden Wolfsbegegnungen auszugehen. Wie sich das Wolfsverhalten ändert, wenn, wie in der heutigen Zeit keine negativen Erfahrungen mit der Anwesenheit von Menschen gelernt werden, bedarf weiteren Beobachtungen.

Um normales von auffälligem bzw. besorgniserregendem Wolfsverhalten besser unterscheiden zu können, wird das Verhalten der Tiere im Hinblick auf verschiedene Situationen in unserer Kulturlandschaft nachfolgend näher beschrieben. Handlungsempfehlungen sollen helfen, Verunsicherungen abzubauen und einen angemessenen und respektvollen Umgang mit Wölfen zu erlernen.

Wolfsverhalten gegenüber Menschen und Siedlungen

Wölfe benötigen keine unberührte Wildnis und weiträumige, menschenleere Gebiete. Sie leben heute in Mitteleuropa in dicht besiedelten sowie von Infrastruktur durchzogenen Kulturlandschaften in direkter Nähe zum Menschen. Auf der Suche nach einem neuen oder im bereits bestehenden Territorium legen Wölfe täglich weite Strecken zurück. Dabei stoßen sie regelmäßig auf menschliche Siedlungen. Es kann dabei vorkommen, dass sie Dörfer durchqueren, am Dorfrand nach Nahrung suchen oder in Sichtweite von bewohnten Gebäuden entlanglaufen. Wölfe, die sich an das Leben in der Kulturlandschaft und die ständige Präsenz des Menschen angepasst haben, werden als habituierte Wölfe bezeichnet. Sie sind an die Anwesenheit von Menschen und menschlichen Strukturen gewöhnt. Habituierte Wölfe meiden zwar Menschen, sie zeigen allerdings gegenüber Autos und Maschinen kaum Furcht. Derselbe Wolf, der beim Anblick eines Menschen zu Fuß auf 100 m flüchtet, kann ein vorbeifahrendes Auto auf 30 m tolerieren.

Daher ist es für die Einordnung und Interpretation von Sichtungen auf kurze Distanz entscheidend, ob der Wolf den Menschen als solchen erkannt hat und wie der Wolf sich verhalten hat. Jungtiere sind generell naiver und neugieriger als Altwölfe, wodurch sie Menschen gegebenen falls länger beobachten oder sich zunächst annähern, bevor sie die Flucht ergreifen.

Verhaltensempfehlung bei einer Wolfsbegegnung

Eine Wolfsbegegnung ist recht selten und spielt sich meist in wenigen Sekunden ab. Wölfe ziehen sich in der Regel zurück, sobald sie Menschen bemerken. Sie treten häufig einen ruhigen „geordneten Rückzug“ an, ohne panisch zu flüchten. Dabei drehen sie sich gegebenenfalls auch mehrfach um. Junge Wölfe sind häufig neugieriger als ausgewachsene Wölfe, was zu einer verminderten Fluchtdistanz führen kann.

Sollten Sie einem Wolf oder mehreren Wölfen begegnen, dann tun Sie Folgendes:

  • Bleiben Sie ruhig, beobachten Sie den Wolf und halten Sie, wie zu anderen Wildtieren auch, respektvollen Abstand.
  • Rennen Sie nicht weg, sondern gehen Sie langsam rückwärts.
  • Wenn Sie sich unwohl fühlen oder ein Tier Ihnen wider Erwarten folgt, halten Sie an und schüchtern Sie es z.B. durch Rufen, Klatschen oder mit anderen Hilfsmitteln wie einer Trillerpfeife ein. Falls es sich noch immer nicht abwendet, bewerfen sie es mit Gegenständen wie z.B. Stöcken oder Steinen
  • Füttern Sie das Tier unter keinen Umständen (Fütterungsverbot gemäß § 45a Abs.1 BNatSchG).
  • Lassen Sie keine Abfälle und Essensreste liegen.
  • Wenn es die Situation zulässt, machen Sie Fotos / Videos. Verfolgen Sie das Tier aber nicht!
  • Bitte melde Sie anschließend Ihre Begegnung.

Wolfsverhalten gegenüber Hunden

Werden Menschen durch Hunde begleitet, kann dies das Verhalten von Wölfen beeinflussen. Im Einzelfall können Hunde Auslöser für Nahbegegnungen zwischen Wolf und Mensch sein oder dafür, dass Wölfe sich über längere Zeit im Siedlungsbereich aufhalten. Der Grund für die starke Anziehung, die manche Hunde auf Wölfe ausüben, kann unterschiedlicher Natur sein. Wölfe können in Hunden einen Paarungspartner, Spielgefährten oder aber einen Konkurrenten sehen. Wölfe, die in einem bestimmten Hund einen Paarungspartner sehen, ignorieren dabei i.d.R. die Anwesenheit des Menschen. Unter Umständen reagieren sie auf andere Hunde aggressiv, die sich in der Nähe "ihres Partners“ befinden. In der Lausitz z. B. hielt sich eine Wölfin mangels eines männlichen Wolfspartners wochenlang in der Nähe des Dorfes auf, in dem der von ihr "auserwählte" Hund lebte. In vereinzelten Situationen kann es dazu kommen, dass Wölfe Hunde als Konkurrenten sehen und diese trotz der Anwesenheit von Menschen vertreiben wollen.


Verhaltensempfehlung bei einer Wolfsbegegnung mit Hund

In bekannten Wolfsterritorien wird empfohlen, Hunde anzuleinen oder mindestens darauf zu achten, dass die Tiere immer in Rufweite sind und auf Zuruf gehorchen. Informationen zu bekannten Wolfsterritorien finden Sie hier. Sollten Sie dennoch unsicher sein, erhalten Sie weitere Auskunft über den Wolfsbeauftragten der Landesjägerschaft, den Sie per Telefon: 0511-53043-18 oder per Email: wolf@ljn.de erreichen können.

Sollten Sie mit Ihrem Hund einem Wolf oder mehreren Wölfen begegnen, dann tun Sie Folgendes:

  • Bleiben Sie ruhig, rufen Sie Ihren Hund zu sich und leinen Sie ihn an.
  • Beobachten Sie den Wolf, halten Sie ihren Hund nahe bei sich und versuchen Sie ihn ruhig zu halten; halten Sie Abstand.
  • Rennen Sie nicht weg, sondern gehen Sie langsam rückwärts.
  • Wenn das Tier wider Erwarten auf Sie und Ihren Hund zukommt, halten Sie an, schüchtern Sie ihn durch Rufen und Klatschen ein; versuchen Sie Ihren Hund weiterhin ruhig zu halten.
  • Sollte der Wolf dennoch auf Sie und ihren Hund zukommen, dann werfen Sie mit Stöcken, Steinen oder Ähnlichem nach ihm; bei geringer Distanz und günstigen Windverhältnissen wäre der Einsatz eines Tierabwehrsprays ggf. empfehlenswert.
  • Füttern Sie das Tier unter keinen Umständen, auch nicht zur Ablenkung.
  • Lassen Sie keine Abfälle und Essensreste liegen.
  • Wenn es die Situation zulässt, machen Sie Fotos / Videos. Verfolgen Sie das Tier aber nicht!
  • Bitte melde Sie anschließend Ihre Begegnung.

Wolfsverhalten gegenüber Pferden

Angriffe von Wölfen auf Pferde stellen eine Seltenheit dar, die ausschließlich auf weidende Tiere ohne Anwesenheit des Menschen erfolgten. Pferde stellen aufgrund ihrer natürlichen Wehrhaftigkeit für Wölfe eine gefährliche Beute dar. Im Gegensatz zu anderen Ländern, wie z.B. in der Mongolei, wo weitaus mehr weidende Pferde Wölfen zum Opfer fallen, sind die Grundvoraussetzungen im Hinblick auf die Haltungsform und die Beutetierarten sowie -dichte nicht mit Deutschland vergleichbar. Die Hauptbeutetiere europäischer Wölfe bilden wildlebende Huftiere. Bislang sind wenige Wolfssichtung bzw. -begegnungen von Reiterinnen und Reitern bekannt, bei denen jedoch weder das Pferd noch der Mensch durch einen Angriff zu Schaden kam. Da eine Begegnung mit einem Wolf jederzeit möglich und das Verhalten von Mensch und Pferd dabei von zentraler Bedeutung ist, weist die Landesregierung nachfolgend auf die vom Verein zur Förderung von Wissenschaft um Pferd und Wolf e. V. herausgegebenen Verhaltensempfehlungen hin.


Verhaltensempfehlung bei einer Wolfsbegegnung mit Pferd

Sollten Sie während eines Ausritts einem Wolf oder mehreren Wölfen begegnen, dann tun Sie Folgendes:

  • Bewahren Sie Ruhe, galoppieren Sie nicht fluchtartig davon.
  • Stellen Sie das Pferd / die Pferde nebeneinander dem Wolf zugewandt auf, damit die Pferde den Wolf sehen können.
  • Um die Pferde nicht zu beunruhigen, sollten Sie keinesfalls in die Hände klatschen oder mit den Armen fuchteln, sondern darauf achten, dass die Pferde ruhig an den Hilfen stehen.
  • Sollte sich der Wolf nicht entfernen, dann gehen Sie im Schritt langsam aber entschlossen auf ihn zu.
  • Wenn genügend Platz vorhanden ist, dann reiten Sie langsam an ihm vorbei.
  • Sollte der Wolf Ihnen folgen, dann wenden Sie sich dem Tier wieder zu; bringen Sie durch entschlossenes Vorwärtsreiten zum Ausdruck, dass Sie diese Nähe nicht tolerieren.
  • Wichtig: Sollte der Wolf zurückweichen, dann halten Sie an; drängen Sie ihn unter keinen Umständen in die En-ge. Falls es die Situation erlaubt, machen Sie Fotos / Videos.
  • Auf keinen Fall sollten Sie den Wolf verfolgen.
  • Bitte melde Sie anschließend Ihre Begegnung.
  • Grundsätzlich wird empfohlen, Hunde in bekannten Wolfsterritorien nicht mit auf einen Ausritt zu nehmen. Sollte Sie Ihr Hund begleiten, dann leinen Sie ihn bestenfalls an, um ihn möglichst nah bei sich und am Pferd zu halten. In jedem Fall sollten Sie darauf achten, dass Ihr Hund immer in Rufweite ist und auf Zuruf gehorcht.

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