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Antwort auf die mündliche Anfrage: Liegen die Gründe für die Verzögerungen bei der Bewertung von Nutztierrissen beim Senckenberg-Institut oder beim Umweltministerium? (Teil 2)

Der Niedersächsische Minister für Umwelt, Energie und Klimaschutz Stefan Wenzel hat namens der Landesregierung auf eine mündliche Anfrage der Abgeordneten Dr. Gero Hocker, Horst Kortlang, Hermann Grupe, Jörg Bode, Jan-Christoph Oetjen, Dr. Marco Genthe und Dr. Stefan Birkner (FDP) geantwortet.

Vorbemerkung der Abgeordneten

Umweltstaatssekretärin Almut Kottwitz räumte im Zuge einer Pressekonferenz zum sechsmonatigen Bestehen des Wolfsbüros ein, dass „die Auswertung der DNA-Spuren an den gerissenen Tieren noch schneller werden müsse“. Laut NDR liegen „seit Mitte November keinerlei Ergebnisse über mögliche Verursacher der verendeten oder getöteten Nutztiere vor“. Nach der offiziellen Tabelle über Nutztierrisse des NLWKN warten momentan (Stand 2. Februar 2016) Nutztierhalter in 57 Fällen auf eine Beurteilung ihrer Risse. Der älteste Fall stammt vom 22. April 2015.

Der Fachbereichsleiter des Senckenberg-Labors für Wildtiergenetik, Dr. Carsten Nowak, meinte dazu, dass alle aus Niedersachsen beauftragten Rissproben kurzfristig bearbeitet worden seien und die Ergebnisse in der Regel bereits nach wenigen Tagen vorlägen. Nowak stellte gegenüber dem NDR klar, dass es seit Monaten keine Verzögerungen bei den genetischen Untersuchungen gegeben habe.

1. Woran liegt es konkret, dass Risse bis teilweise aus dem April 2015 (Quelle: Nutztierrisstabelle des NLWKN, http://www.wildtiermanagement.com/wildtiere/haarwild/wolf/nutztierrisse_karte/, Stand 02.02.2016) bis heute nicht bearbeitet sind?

2. Wie alt darf ein Riss höchstens sein, um seriös als Wolfsriss erkannt werden zu können?

3. Bei welchen konkreten Rissen aus den Jahren 2014 und 2015 gab es Verzögerungen durch das Senckenberg-Institut (bitte Dauer der Verzögerung angeben), und wie erklärt die Landesregierung jeweils die Verzögerungen bei den übrigen Rissen, deren Bewertung länger dauerte als normal (auch hier bitte Grund und Dauer der Verzögerungen angeben)?

Minister Wenzel beantwortete die Anfrage namens der Landesregierung:

Vorbemerkung der Landesregierung

Die Landesregierung sieht nach wie vor einen hohen Bedarf, den Gesamtprozess der Auswertung – von der Rissaufnahme bis zum Vorliegen der amtlichen Feststellung über die Verursacherschaft – zu beschleunigen. Teil dieses Prozesses ist die DNA-Auswertung, die beim Senckenberg-Institut erfolgt. In diesem Zusammenhang hat die Staatssekretärin die gute und reibungslose Zusammenarbeit mit dem Senckenberg-Institut in einer Richtigstellung der NDR-Veröffentlichung ausdrücklich gelobt; diese Ergebnisse liegen in der Regel bereits nach wenigen Tagen vor. Die Einschätzung der Staatssekretärin, dass die Auswertung insgesamt derzeit noch zu lange dauert, war nicht als Kritik am Senckenberg-Institut zu verstehen sondern bezog sich auf den Gesamtprozess.

Um den gesamten Ablauf zum Verursachernachweis zu verkürzen und Nutztierhaltern schneller Billigkeitsleistungen zukommen zu lassen, werden zukünftig zwei Amtsveterinäre beim Wolfsbüro dafür zuständig sein, eine Bewertung und Aussage zum Verursacher möglichst schon vor Ort vorzunehmen. Der bisher notwendige DNA-Nachweis soll dann nur noch dem Monitoring dienen.

Derzeit (Stand 11.02.2016) sind noch zwei Fälle aus der Zeit bis zum 31. Oktober 2015 in Bearbeitung. Bei diesen Fällen wurden Unterlagen nachgefordert. Sobald dem Wolfsbüro des Niedersächsischen Landesbetriebes für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) diese Unterlagen vorliegen, kann die amtliche Feststellung getroffen werden.

1. Woran liegt es konkret, dass Risse bis teilweise aus dem April 2015 (QuelleNutztierrisstabelle des NLWKN, http://www.wildtiermanagement.com/wildtiere/haarwild/wolf/nutztierrisse_karte/ ,Stand 02.02.2016) bis heute nicht bearbeitet sind?

Siehe Antwort 3

2. Wie alt darf ein Riss höchstens sein, um seriös als Wolfsriss erkannt werden zu können?

DNA-Spuren aus Speichelresten degradieren auf Tierkadavern relativ schnell. Nach etwa 48 Stunden sinkt die Erfolgsrate genetischer Analysen solcher Spuren rapide. Dieser Zeitraum kann sich jedoch je nach Witterung deutlich verkürzen oder verlängern. Auch für die optische Begutachtung eines Risses ist es wichtig, dass dieser relativ frisch ist, da eine Nachnutzung durch Aasfresser die Feststellung der Todesursache erschweren oder gar unmöglich machen kann.

3. Bei welchen konkreten Rissen aus den Jahren 2014 und 2015 gab es Verzögerungen durch das Senckenberg-Institut (bitte Dauer der Verzögerung angeben), und wie erklärt die Landesregierung jeweils die Verzögerungen bei den übrigen Rissen, deren Bewertung länger dauerte als normal (auch hier bitte Grund und Dauer der Verzögerungen angeben)?

Seit der Gründung des Wolfsbüros im Juli 2015 dauerte die genetische Analyse von Rissabstrichen im Durchschnitt elf Tage. Nennenswerte Verzögerungen gab es in dieser Zeit nicht. Dies gilt auch für die gemeldeten Fälle, die länger in Bearbeitung waren. Bei diesen Fällen konnte z.B. aufgrund mangelnder Proben-Qualität oder fehlender DNA-Spuren des Verursachers kein Verursacher festgestellt werden. Im nächsten Schritt wurden weitere vorhandene Informationen ausgewertet. Hierfür wurden teilweise Unterlagen nachgefordert und alle Hinweise, die räumlich und zeitlich mit dem Rissereignis in Zusammenhang gebracht werden konnten, ausgewertet.

Auf die Vorbemerkungen wird verwiesen.

Artikel-Informationen

erstellt am:
19.02.2016

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