Schon heute spürbar: Klimawandel in Niedersachsen
Die Wissenschaft ist sich einig – der Mensch hat einen erheblichen Einfluss auf den weltweit beobachteten Wandel des Klimas. Die Nutzung fossiler Brennstoffe und die damit einhergehende erhöhte Konzentration von Treibhausgasen in der Atmosphäre führten in den vergangenen 150 Jahren zu einem Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur von etwa 1 Grad Celsius.
Die Folgen sind schon jetzt zu spüren. So ist in den letzten 100 Jahren ein um mehr als 20 Zentimeter gestiegener Meeresspiegel zu verzeichnen. Dies gefährdet die Existenz vieler Einwohner von Insel- und Küstenstaaten, vor allem im Pazifik, Atlantik und im Indischen Ozean. Des Weiteren muss mit einer Häufung extremer Wetterereignisse, wie Starkregen und Hitzewellen, gerechnet werden. Neun der zehn wärmsten Jahre in Deutschland wurden in den letzten 20 Jahren gemessen. Dies sind nur wenige der vielen dramatischen Auswirkungen, die zum Teil bereits eintreten.
Da CO2 in der Atmosphäre eine sehr lange Lebensdauer aufweist, würden die beschriebenen Trends selbst dann anhalten, wenn wir schlagartig keine klimaschädlichen Treibhausgase mehr ausstoßen würden. Dennoch ist ein schnelles und tiefgreifendes Handeln zwingend erforderlich, denn wenige zehntel Grad Veränderungen in der Temperatur können zum Überschreiten von Kipp-Punkten führen, die eine unumkehrbare Dynamik in Gang setzen würden. So würde beispielsweise das Tauen von Permafrostböden zu einem weiteren Freisetzen von Methan und Kohlendioxid führen. Dramatisch wäre auch ein weiteres Abschmelzen des Eispanzers auf Grönland, denn je tiefer dieser sinkt, desto schneller schmilzt er aufgrund der höheren Außentemperatur ab. Damit er in alter Form zurück käme, wäre auf der Erde eine neue Eiszeit nötig.
Das im Pariser Klimaabkommen angepeilte 1,5 Grad Ziel ist nach Einschätzung des Weltklimarats (IPCC) noch immer zu erreichen. Zum einen müssen die Treibhausgasemissionen weltweit gesenkt werden und zum anderen muss es gelingen, der Atmosphäre bereits ausgestoßene klimaschädliche Gase zu entziehen. Diese sogenannten “negativen Emissionen” können durch Maßnahmen der Förderung von Kohlenstoffsenken oder durch neue Technologien erzielt werden.
Auch in Niedersachsen zeigt sich der Klimawandel immer deutlicher: Im Zeitraum 1881 bis heute zeigt sich eine Temperaturzunahme von etwa 1,7 °C im Jahresdurchschnitt, also signifikant mehr als im globalen Durch. 2020 war mit einer Mitteltemperatur von 10,9 °C das bisher wärmste Jahr in Niedersachsen, dicht gefolgt von 2014 mit 10,8 °C.
Die Jahresniederschlagssummen sind von 1881 bis heute um gut 80 mm gestiegen. Die Zunahme zeigt sich besonders im Herbst und Winter. Gleichzeitig sind trockenere Frühjahre und Sommer mit einzelnen Starkregenereignissen zu beobachten.
Das Land Niedersachsen muss den Klimafolgen frühzeitig entgegenwirken, damit es nicht zu dramatischen Folgen kommt.
Das Niedersächsische Ministerium für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz hat im Jahr 2019 die "Klimawirkungsstudie Niedersachsen" sowie die darauf basierenden Faktenblätter veröffentlicht. Die Studie bildet neben dem Klimareport des DWD von Juni 2018 eine weitere Datengrundlage für die Anpassung an die Klimafolgen. Die ermittelten Daten belegen, dass der Klimawandel Grundwasser, Böden und Oberflächengewässer in Niedersachsen massiv beeinträchtigt. So wird beispielsweise die Grundwasserneubildung im Sommer abnehmen. Zugleich ist unter den bisherigen Anbauverhältnissen ein erhöhter Wasserbedarf, zum Beispiel für die Feldberegnung, zu erwarten.
Klimabericht Niedersachsen
Der „Klimareport Niedersachsen " gibt einen Überblick über die Klimaentwicklung in Niedersachsen und stellt eine wichtige Wissensgrundlage für Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel in Niedersachsen dar. Grundlage für die Zusammenarbeit zwischen dem DWD und dem Umweltministerium ist eine Verwaltungsvereinbarung die getroffen wurde, um insbesondere den Risiken klimawandelbedingter Extremereignisse in Niedersachsen besser begegnen zu können. Auch Vertreterinnen und Vertreter weiterer Institutionen wie das Institut für Meteorologie und Klimatologie (IMUK) der Leibniz Universität Hannover, NLWKN und LBEG haben an diesem Bericht mitgewirkt.