Niedersächsisches Ministerium für Umwelt, Energie und Klimaschutz Niedersachsen klar Logo

Landesweite Untersuchung zu multiresistenten Keimen in Gewässern gestartet

Pressemitteilung Nr. 61/2018


Umweltminister Lies: „Niedersachsen ist Vorreiter“



Um die Verbreitung von antibiotikaresistenten Erregern (MRGN) in der Umwelt zu untersuchen, hat das Land Niedersachsen jetzt mit einem landesweiten Sondermessprogramm begonnen. Im Auftrag des niedersächsischen Umweltministeriums wurde heute (Montag) an einer Messstelle in Sarstedt an der Innersten eine Wasserprobe entnommen. Insgesamt sollen innerhalb der nächsten Wochen an die 200 Proben an 80 verschiedenen Stellen gezogen werden. Die ersten Proben wurden bereits Anfang Mai in den südlichen und östlichen Regionen Niedersachsens genommen. Die Probenahme an allen 80 Standorten wird voraussichtlich in der Pfingstwoche beendet sein. Die Untersuchung wird vom Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft Küsten- und Naturschutz (NLWKN) in Kooperation mit dem Institut für Hygiene und Öffentliche Gesundheit des Universitätsklinikums Bonn durchgeführt. Das Sondermessprogramm soll einen landesweiten Überblick über die Belastungssituation von Flüssen und Bächen mit multiresistenten Bakterien liefern und erste Abschätzungen zu Eintragspfaden und Verbreitungswegen dieser Bakterien in der Umwelt ermöglichen, sowie Wissenslücken schließen. Die Ergebnisse der niedersächsischen Untersuchungen werden im Laufe des Sommers 2018 erwartet.

Minister Olaf Lies: „Wir wissen zur Zeit noch zu wenig über das Vorkommen, die Wirksamkeit und die Verbreitung von multiresistenten Keimen in Gewässern. Auch gibt es momentan keine Kriterien oder Grenzwerte zur Bewertung von multiresistenten Keimen in Gewässern. Nur Badegewässer werden in der Badesaison auf Keime untersucht, Fließgewässer auf Schadstoffe, nicht aber auf multiresistente Keime. Standardisierte Untersuchungsverfahren, wie sie in der Trink- und Abwasseruntersuchung üblich sind, fehlen. Der Gesetzgeber hatte dafür bisher keine Veranlassung gesehen. Wir haben also Wissenslücken, die wir schließen wollen. Niedersachsen ist hier Vorreiter.“

Die niedersächsischen Proben werden mit dem sogenannten „HyReKa Methodenspektrum“ nach dem aktuellen Stand der Forschung untersucht. In dem deutschlandweiten Verbundprojekt „HyReKa“ (Hygienisch-medizinische Relevanz und Kontrolle Antibiotika-resistenter Krankheitserreger in klinischen, landwirtschaftlichen und kommunalen Abwässern und deren Bedeutung in Rohwässern), an dem auch das Universitätsklinikum Bonn beteiligt ist, werden zurzeit unter anderem Standardmethoden zur Untersuchung der Verbreitung von antibiotikaresistenter Bakterien entwickelt und erprobt.

Die Beprobung erfolgt:

  • an Stellen mit bekannter Beeinflussung durch Kläranlagen,

  • an Standorten in Regionen mit hoher Viehdichte,

  • an Stellen, an denen die Gewässergüte nach der Wasserrahmenrichtlinie beprobt wird,

  • im Küstenbereich und

  • an vermeintlich unbelasteten Standorten.

Zusätzlich zu der Bestimmung der multiresistenten Keime werden an Gewässerkundlichen Überblicksmessstellen auch Antibiotikawirkstoffe untersucht, da bisher davon ausgegangen wird, dass ein Vorkommen von Antibiotikawirkstoffen im Gewässer ein Selektionsvorteil für resistente Bakterien darstellen können.

Bei der Analytik der Proben kommen drei Hauptmodule zur Anwendung:

  • Mikrobiologische Bestimmung zum Vorkommen von resistenten Bakterien

  • Molekularbiologische Detektion von Resistenzgenen in der Gesamtbiomasse

  • Chemische Analytik zur Bestimmung von Antibiotikarückständen

Hintergrund:

Das Land Niedersachsen beschäftigt sich bereits seit 2016 intensiv mit diesem Thema. Damals hat der Interministerielle Arbeitskreis der Niedersächsischen Landesregierung eine Strategie gegen Antibiotikaresistenz beschlossen und 2017 den Abschlussbericht für eine Antibiotikastrategie vorgelegt (www.antibiotikastrategie.niedersachsen.de). Die Strategie verfolgt den sogenannten „One-Health-Ansatz“, nach dem die Gesundheit von Mensch, Tier und Umwelt in Beziehung stehen und somit auch gemeinsam betrachtet werden müssen. Die gemeinsame niedersächsische Strategie gegen Antibiotikaresistenz wird fortgeführt und weiterentwickelt.

Weitere Informationen zu dem Sondermessprogramm und den Messstandorten finden Sie hier: http://www.umwelt.niedersachsen.de/startseite/themen_im_fokus/multiresistente-keime-164411.html

Artikel-Informationen

erstellt am:
14.05.2018
zuletzt aktualisiert am:
17.05.2018

zum Seitenanfang
zur mobilen Ansicht wechseln