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Auszeichnung für Vorbilder im Klimaschutz: Landespreise „Grüne Hausnummer“ 2024/25 vergeben

Sieben Wohngebäude erhalten vom niedersächsischen Umweltminister Christian Meyer die Auszeichnung für beispielhaftes energieeffizientes Sanieren und Bauen


PI 046/2025


Zum achten Mal werden besonders vorbildliche Sanierungen und Neubauten im Wohnbereich mit dem Landespreis „Grüne Hausnummer“ ausgezeichnet. Sieben Wohngebäude – fünf umfassend sanierte Altbauten, eine umgenutzte Immobilie und ein energieeffizienter Neubau – wurden von der Fachjury für diese Ehrung ausgewählt. Die Preisträgerinnen und Preisträger aus den Landkreisen Lüchow-Dannenberg, Harburg, Schaumburg, Cuxhaven, Hildesheim und Lüneburg nahmen ihre Auszeichnung heute in Hannover persönlich von Umweltminister Christian Meyer entgegen.

„Wer heute saniert oder neu baut, trifft Entscheidungen mit langfristiger Wirkung“, betonte der Minister bei der Preisverleihung. „Die ausgezeichneten Projekte zeigen eindrucksvoll, wie private Initiativen einen bedeutenden Beitrag zur Energiewende leisten können. In Niedersachsens Gebäudebestand steckt enormes Potenzial, um noch mehr Energie einzusparen. Unsere Preisträgerinnen und Preisträger zeigen, wie dieses Potenzial durch die Weiternutzung bestehender Bausubstanz, innovative Technologien, erneuerbare Energien und nachhaltige Materialien ausgeschöpft werden kann. Damit sind sie echte Vorbilder auf dem Weg zur Klimaneutralität.“

„Unsere Preisträgerinnen und Preisträger zeigen mit kreativen, praxisnahen Lösungen, wie nachhaltiges Bauen und Sanieren gelingen kann“, ergänzt Lothar Nolte, Geschäftsführer der Klimaschutz- und Energieagentur Niedersachsen und Mitglied der Fachjury. „Besonders wertvoll sind ihre Projekte, weil sie auf viele Gebäude übertragbar sind – sie machen Mut und laden zur Nachahmung ein. In diesem Jahr haben wir in der Jury zudem ein besonderes Augenmerk auf die Umnutzung gelegt: Sie spielt eine zentrale Rolle bei der Schaffung dringend benötigten Wohnraums.“

Die Landespreise und Preisträger:

Sanierung:

1. Preis: Projekt Rosenhof aus Lüchow (1.500 Euro)

2. Preis: Corinna Bartz aus Jesteburg im Landkreis Harburg (1.000 Euro)

3. Preis: Familie Ballosch aus Meerbeck im Landkreis Schaumburg und Claudia Eßlinger/Ralf Harbik aus Nordleda im Landkreis Cuxhaven (je 500 Euro)

Sanierung Denkmal: Familie Reizig aus Hildesheim (1.500 Euro)

Preis Umnutzung: Wohnprojekt RARUME aus Lüneburg (1.500 Euro)

Preis Zukunfts-Haus: Wohnprojekt Querbeet aus Lüneburg (1.500 Euro)

Sanierungspreise: Alte Substanz fit für die Zukunft

Den ersten Preis in der Kategorie Sanierung erhält das Projekt Rosenhof aus Lüchow. Die Eigentümergemeinschaft hat das baufällige Zweifamilienhaus aus dem Jahr 1920 umfassend mit ökologischen Baustoffen und gut abgestimmter Gebäudetechnik auf einen „KfW-Effizienzhausstandard 55 Erneuerbare Energien“ saniert und den Grundriss für ihre Nutzung umgestaltet. Eine Erdsonden-Wärmepumpe in Kombination mit einer Fußbodenheizung sowie einer dezentralen Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung sorgen für eine effiziente und zuverlässige Wärmeversorgung. Diese Sanierung ist sowohl gestalterisch als auch energetisch beispielhaft geplant und umgesetzt, so die Jury.

Der zweite Preis geht an Corinna Bartz aus Jesteburg im Landkreis Harburg. Sie hat ihren kleinen, teilunterkellerten Bungalow aus dem Baujahr 1933 in ein modernes Wohngebäude mit Holzfassade und großzügigem Wohnbereich verwandelt. Mit hocheffizienter Gebäudehülle und Flächenheizungen ist die Sanierung technisch und gestalterisch rundum gelungen.

Den dritten Preis in der Kategorie Sanierung belegen zwei Familien, deren Modernisierungs­maßnahmen besonders beispielhaft für den behutsamen Umgang mit bestehender Bausubstanz sind.

Familie Ballosch aus Meerbeck im Landkreis Schaumburg ist es gelungen, ihr Wohnhaus aus dem Jahr 1952 zu einem KfW-Effizienzhaus 85 weiterzuentwickeln und dabei die Gebäudestruktur zu erhalten. Durch das flexible Erschließungskonzept ist sowohl ein Mehrgenerationenwohnen als auch die Nutzung von zwei eigenständigen Wohneinheiten möglich. Familie Ballosch zeigt mit der Wand- und Dachschrägenheizung aus Kapillarrohrmatten Mut zur Innovation, mit der Materialauswahl Verantwortungsgefühl im Sinne der Nachhaltigkeit und mit dezenten Eingriffen in die Außenwirkung angenehme Zurückhaltung in der Gestaltung.

Mit viel Liebe zum Detail und teilweise in Eigenleistung haben Claudia Eßlinger und Ralf Habrik aus Nordleda im Landkreis Cuxhaven ein altes Bauernhaus von 1909 saniert. Um die Fassade möglichst in ihrer ursprünglichen Form wiederherzustellen, wurden einst zugemauerte Fensteröffnungen wieder geöffnet und die Außenwände mit einer Kombination von Einblas- und Innendämmstoffen versehen. Das eternithaltige Dach des Bestandsgebäudes wurde durch ein Ziegeldach ersetzt, auf modernsten Standard gedämmt und mit einer PV-Anlage ausgestattet. Die anliegende sehr baufällige Scheune erhielt durch eine neue Wandverkleidung und ein neues Dach den Charakter eines modernen Anbaus. Beheizt wird das Gebäude mit relativ preisgünstigen Luft-Luft-Wärmepumpen.

Der Preis „Sanierung Denkmal“ geht an Familie Reizig aus Hildesheim, die ihr denkmalgeschütztes Fachwerkhaus aus dem Jahr 1718 unter höchsten Anforderungen an den Erhalt der Bausubstanz sowie unter Berücksichtigung von modernen energetischen Standards saniert hat. Der Einsatz ökologischer Dämm- und Baustoffe stand hier besonders im Fokus, ebenso die Steigerung der Energieeffizienz durch moderne Heizungstechnik. „Bei dem Projekt von Familie Reizig wurden 300 Jahre Baugeschichte in angemessener Art und Weise in die Gegenwart überführt, sowohl baukulturell als auch klimagerecht“, lobt die Jury

Erstmals Preis für Umnutzung verliehen

Erstmals würdigte die Fachjury in diesem Jahr mit einem Preis die Umnutzung bestehender Bausubstanz – ein wichtiger Beitrag gegen Ressourcenverschwendung und Wohnraummangel.

Für den Umbau eines ehemaligen Schweinestalls zu einem modernen Mehrgenerationenhof im KfW-Effizienzhausstandard 40 Plus erhält das Wohnprojekt REAUME aus Lüneburg den Preis in der Kategorie „Umnutzung“. Das Gebäude wurde energetisch ertüchtigt und um zwei Geschosse aufgestockt – und das mit ausschließlich recycelten, ökologischen und natürlichen Materialien. Eine weitere Besonderheit stellt der Saisonspeicher dar, der in einem der alten Futtersilos untergebracht ist und solare Wärme aus der Jahresmitte bis in die Heizperiode speichern kann.

Preis Zukunfts-Haus für ökologischen Neubau eines Mehrfamilienhauses

Den Preis in der Kategorie Zukunfts-Haus erhält das Lüneburger Wohnprojekt querbeet. Die Bewohner:innen haben gemeinsam mit ihren Planungsbüros zwei viergeschossige Gebäude in Holzbauweise mit strohgedämmten Außenwänden geplant und erbaut. Neben nachhaltigen und ökologischen Baumaterialien stand vor allem der Aspekt des gemeinschaftlichen, generationenübergreifenden Wohnens im Zentrum. Durch den mutigen Schritt, diese besonders ökologische Bauweise mit Holz und Stroh nun auch in der Gebäudeklasse IV für über 7 Meter hohe Gebäude zu planen und auszuführen, dient dieses Projekt als Beispiel für bis dahin bei dieser Bauweise nicht denkbare Gebäudegrößen. Die Jury würdigt zudem auch den partizipativen Ansatz in der Planung und das zukunftsweisende Wohnkonzept.

Die Mitglieder der Jury:

  • Joachim Berner, Fachzeitschrift Gebäude-Energieberater
  • David Michael Näher, KfW Berlin
  • Florian Lörincz, Energieberatung Verbraucherzentrale Niedersachsen
  • Lothar Nolte, Klimaschutz- und Energieagentur Niedersachsen
  • Silke Hilker, Nds. Ministerium für Umwelt, Energie und Klimaschutz
  • Stephan Seeger, Architektenkammer Niedersachsen


Hintergrund: Über 2.000 „Grüne Hausnummern“ in Niedersachsen

Die „Grüne Hausnummer“ ist eine Auszeichnung der Klimaschutz- und Energieagentur Niedersachsen und ihrer regionalen Partner. Sie zeichnet Hauseigentümerinnen und Hauseigentümer aus, die ihren Altbau besonders energieeffizient saniert haben oder deren Neubau mindestens dem Standard „KfW-Effizienzhaus 40“ entspricht. Inzwischen gibt es die Auszeichnung in 29 Regionen Niedersachsens. Über 2.000 Hausnummern wurden bereits vergeben. Alle zwei Jahre wird an herausragende Projekte der Landespreis „Grüne Hausnummer“ verliehen. Aus den teilnehmenden Regionen werden Vorschläge eingereicht, die Auswahl trifft eine Fachjury mit Vertreterinnen und Vertretern der Architektenkammer Niedersachsen, des Niedersächsischen Umweltministeriums, der Verbraucher­zentrale Niedersachsen, der KfW, der Fachzeitschrift „Gebäudeenergieberater und der KEAN.

Hintergrund: KfW-Effizienzhausstandards

Die KfW ist die Förderinstitution des Bundes für energieeffiziente Gebäude. Sie unterscheidet auf Grundlage des Gebäudeenergiegesetzes verschiedene Effizienzstufen. Für Sanierungen von Wohngebäuden gibt es aktuell in der Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) die Standards 40, 55, 70 und 85. Je kleiner der Wert ist, desto geringer ist der Energiebedarf der Immobilie. Als Referenz dient ein KfW-Effizienzhaus 100, das bis 2016 als gesetzliche Mindestanforderung an Neubauten galt. Im Vergleich zum Referenzgebäude benötigt das Effizienzhaus 55 also nur 55 Prozent der Primärenergie.

Nähere Informationen zu den Preisträgern und ihren Gebäuden sowie Fotos der Gebäude finden Sie hier. Weitere Informationen zur „Grünen Hausnummer“ unter www.klimaschutz-niedersachsen.de/gruenehausnummer


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