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Minister Meyer: „Ökostrom und Gemüse vom selben Feld“

Niedersachsens erste Photovoltaik-Anlage mit vertikalen Modulen fertiggestellt / Umweltministerium fördert Agri-PV-Anlage in Dörverden mit 400.000 Euro


PI 078/2025

Das Wintergetreide ist eingesät, aber auch die PV-Module sind installiert und im nächsten Sommer wird dann Getreide und Strom vom selben Acker geerntet – dieses Gedankenspiel ist in Dörverden nun in die Tat umgesetzt worden. Die Klimaschutz- und Energieagentur Landkreis Verden gGmbh (kleVer) hat zusammen mit der Regional- und Energiegenossenschaft Aller-Leine-Weser eG in Dörverden auf einer Ackerfläche von einem Hektar die erste vertikale PV-Anlage in Niedersachsen mit einer installierten Leistung von 170 kW errichten lassen. Durch die Anlage sollen Forschungsfragen bearbeitet und Praxiserfahrungen gesammelt werden. Niedersachsens Umweltminister Christian Meyer hat sich am (heutigen) Mittwoch vor Ort ein Bild von der Fertigstellung der Demonstrationsanlage gemacht. Die Module der PV-Anlage stehen senkrecht auf dem Feld, nehmen kaum Platz weg und daneben ist der Winterweizen frisch eingesät. Im Rahmen einer kleinen Feier mit Projektbeteiligten, Planern, Installateuren und Forschungsinstituten betonte der Minister, welch hohen Stellenwert er dem Forschungsprojekt beimisst:

„Die Klimakrise verschärft sich. Wir müssen also vermehrt auf Erneuerbare Energien setzen und das möglichst flächenschonend. Daher setzen wir bei der Photovoltaik insbesondere auf Gebäude und versiegelte Flächen wie Parkplätze. Wenn wir auf den Acker gehen, dann sollten PV-Anlagen möglichst flächensparend sein und eine landwirtschaftliche Nutzung weiter ermöglichen. Da ist es ein Glücksfall, dass es Agri-PV gibt. Sie ermöglicht es, auf ein und derselben Fläche Lebensmittel zu produzieren und zugleich Ökostrom zu gewinnen.“ Meyer weiter: „Hier in Dörverden können wir dazu Erfahrungen sammeln und mit diesen für eine mehrfache Flächennutzung werben. Deshalb unterstützt das Umweltministerium das Vorhaben der Klimaschutz- und Energieagentur in Verden mit fast 400.000 Euro. Ökoenergie und Landbau zu kombinieren ist clever und nachhaltig.“

Auf dem Acker wirtschaftet der Bioland-Betrieb LohmannsHof aus Dörverden-Westen weiterhin in klassischer Fruchtfolge und zugleich werden von Prof. Miriam Athmann, Fachgebiet ökologischer Land- und Pflanzenbau der Universität Kassel und Dr. Marc Köntges von der Forschungsgruppe Photovoltaik-Zuverlässigkeit des Instituts für Solarenergieforschung Hameln hier viele Fragestellungen bearbeitet. Projektkoordinator Corbinian Schöfinius von der kleVer gGmbH weiß, dass noch wichtige Fragen beantwortet werden müssen, bis diese kombinierte Art der Ackernutzung flächendeckend in Deutschland zum Einsatz kommen kann: „Insbesondere klären wir mit diesem Pilotprojekt, wie sich die Verschattung auf den Acker- und Gemüsebau, aber auch auf die Module auswirkt. Auch die Fragen nach einer möglichen Beregnung in Trockenphasen oder nach Insekten, die sich in den Modulstreifen ansiedeln, müssen geklärt werden.“

Damit valide Ergebnisse herauskommen, ist das Projekt bis mindestens 2029 angelegt. Das finanzielle Volumen des Vorhabens beträgt rund 510.000 Euro für den Anlagenbau und die Begleitforschung. Außer durch das Umweltministerium wird das Projekt auch durch LEADER-Mittel des Aller-Leine-Tals, die Klimaschutz- und Energieagentur Landkreis Verden gGmbH (kleVer) und durch die örtliche Regional- und Energiegenossenschaft Aller-Leine-Weser eG unterstützt. Insgesamt sind fast 400 sogenannte „bi-faciale“ Module in senkrechter Bauweise aufgestellt. Die Module vom Anlagenbauer Next2Sun können auf beiden Seiten Licht und Strahlung aufnehmen und werden in Ost-West-Ausrichtung montiert. Sie erzeugen eine Gesamtleistung von circa 170 Kilowatt-Peak (kWp) und speisen den Strom in das Netz des Netzbetreibers Avacon ein. Die senkrechten Modulreihen haben einen Abstand von dreizehn Metern, die den landwirtschaftlichen Anbau zwischen ihnen ermöglicht. Der Einsatz von GPS-unterstützten Landmaschinen ermöglicht eine präzise und sichere Bewirtschaftung zwischen den Modulen. Durch eine angrenzende Referenzackerfläche soll ermittelt werden, ob der landwirtschaftliche Ertrag durch die PV-Module vermindert wird. Sascha Krause-Tünker, Vorstand bei Next2Sun, erläutert: „Unsere Systeme sind so konzipiert, dass sie sich flexibel in bestehende Agrarstrukturen integrieren lassen – und genau das macht sie skalierbar für den breiten Einsatz im ländlichen Raum.“

Wie die Landwirte in Niedersachsen und ganz Deutschland von diesem Pilotprojekt profitieren können, erläuterte Dr. Stefan Dreesmann, Aufsichtsrat bei der örtlichen Regional- und Energiegenossenschaft Aller-Leine-Weser eG. Die Genossenschaft ist für den Betrieb der Solarmodul-Anlage verantwortlich. „Dieses Modell-Vorhaben eröffnet den Bewirtschaftern neue ökonomische Perspektiven und kann ein Meilenstein für den ökologisch optimierten Einsatz landwirtschaftlicher Flächen sein. Der bisherige Flächenverlust durch die Nutzung fruchtbarer Ackerböden durch Solarparks mit herkömmlichen schrägen Modulen könnte bald der Vergangenheit angehören.“

Weitere Informationen zum Projekt unter www.klever-klima.de.


Artikel-Informationen

erstellt am:
22.10.2025

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