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Vorgehen zur Zustandseinschätzung

Zur Zustandseinschätzung für den Bericht 2005 ist das Grundwasser bezüglich der Kriterien mengenmäßiger Zustand und chemischer Zustand beurteilt worden.

Beurteilung des mengenmäßigen Zustands

Zur Beurteilung des mengenmäßigen Zustands der Grundwasserkörper wurden die Grundwasserentnahmen der Grundwasserneubildung gegenübergestellt und eine Betrachtung der vorhandenen Messstellen für den Grundwasserstand durchgeführt.

Die Gegenüberstellung von Entnahme und Neubildung erlaubt eine grobe Beurteilung, inwieweit der Grundwasserkörper übernutzt sein kann. Näheren Aufschluss hierüber können zum einen die Betrachtung von Grundwasserstandsmessungen liefern, zum anderen jedoch auch die Kenntnis von Oberflächengewässern, die in ihren Qualitätszielen aufgrund des zu geringen Basisabflusses in den Sommermonaten beeinträchtigt sein können. Das gleiche gilt für mögliche Schädigungen von Ökosystemen, die vom Grundwasser abhängig sind.

In der Summe dieser Kriterien wurde eine Einschätzung vorgenommen, bei welchen Grundwasserkörpern eine Zielerreichung bis 2015 bei gleich bleibenden Bedingungen "unklar/unwahrscheinlich" ist.

Beurteilung des chemischen Zustands

Eine chemische Belastung des Grundwassers kann entweder durch punktuelle, eindeutig lokalisierbare Einträge erfolgen oder durch diffuse, flächenhafte Einträge. Die Beurteilung des Zustands ist zunächst getrennt nach diesen Belastungsmöglichkeiten erfolgt. In der Summe führt die Beurteilung auch hier zur Einschätzung, ob ein Grundwasserkörper 2015 die chemischen Ziele ohne weitere Maßnahmen wahrscheinlich erreichen wird oder ob dies "unklar/unwahrscheinlich" ist.

Durch Punktquellen können Schadstoffe direkt (Einleitungen) oder indirekt über eine Untergrundpassage (Kontaminationsherde in oder auf der Erdoberfläche) in das Grundwasser gelangen. Dabei sind die Schadstoffquellen räumlich eng begrenzt, wohingegen es im Grundwasser zu einer flächenhaften Ausbreitung der Schadstoffe kommen kann. Charakteristisch für Punktquellen ist, dass sie in der Regel gut lokalisiert, jedoch nicht immer einem Verursacher zugeordnet werden können und die resultierende Belastung des Grundwassers durch Schadstoffe vergleichsweise groß ist.

Punktquellen haben häufig ihre Ursache in Unfällen oder in einem längerfristigen unsachgemäßen Umgang mit wassergefährdenden Stoffen. Die größte Relevanz für eine mögliche Grundwasserkontamination haben jedoch Altablagerungen (nicht mehr betriebene Deponien) und Altstandorte (nicht mehr betriebene Gewerbe- und Industriestandorte). Sofern eine Belastung des Bodens und/oder des Grundwassers konkret nachgewiesen wurde, spricht man hier von Altlasten.

Jeder der punktuellen Schadstoffquellen wurde ein Kreis mit einer Wirkungsfläche je nach den Stoffeigenschaften und dem aufgrund der hydrogeologischen Verhältnisse vorhandenen Ausbreitungspotential zugeordnet.

Für jeden Grundwasserkörper wurde das Verhältnis der zusammengefassten Wirkungsfläche der punktuellen Schadstoffquellen zu dessen Gesamtfläche errechnet (Flächenbilanz). Auf diese Weise entstand eine Einschätzung der Belastungssituation aller betrachteten Grundwasserkörper.

Für Grundwasserkörper mit einer Flächenbilanz > 33 Prozent gilt die Zielerreichung bis 2015 ohne Maßnahmen als "unklar/unwahrscheinlich". Diese müssen im bevorstehenden Monitoring-Programm intensiv untersucht werden. Dies gilt auch für die Grundwasserkörper des Harzes (inklusive Harzvorland), da hier durch die über Jahrhunderte erfolgten bergbaulichen Tätigkeiten und die Hüttenindustrie zahlreiche Belastungsquellen entstanden sind, die sich heute als überwiegend diffus verteilte Schadstoffeinträge in Grund- und Oberflächen-Wasserkörpern auswirken, die eine weitere Betrachtung erforderlich machen.

Unter diffusen Quellen versteht man flächenhafte und linienförmige Stoffemissionen, die nicht unmittelbar einem Verursacher oder einer punktuellen Emissionsquelle zugeordnet werden können.

Die WRRL schreibt eine Emissionsbetrachtung ausgehend von der Landnutzung vor. Maßgeblich ist hier für Niedersachsen die Belastung durch erhöhten Stickstoffeintrag.

Als potentiell relevante Stickstoff-Quellen sind Siedlung/Verkehr, Kleinkläranlagen, Deposition und Landwirtschaft zu betrachten. Stickstoffeintrag aus Siedlung/Verkehr und Kleinkläranlagen ist in Niedersachsen zwar vorhanden, spielt aber nach den durchgeführten Berechnungen für Niedersachsen lediglich eine untergeordnete Rolle. Der Stickstoffeintrag aus Landwirtschaft und Deposition wurde wie im Folgenden beschrieben berücksichtigt.

Aus den Daten zur Landnutzung und aus Agrarstatistiken zum Einsatz von Düngemitteln wurde auf die Emission von Stickstoff auf die Böden und die Belastung der Grundwasserkörper geschlossen. Es handelt sich hierbei im Prinzip um den Stickstoffüberschuss, der auf die Fläche aufgebracht und nicht durch die Pflanzen aufgenommen wird.

Anschließend wurde unter Berücksichtigung der Grundwasserneubildung und des Denitrifikationspotentials der Böden eine potentielle Stickstoffkonzentration im Sickerwasser bestimmt.

Diese wurde den Stickstoffkonzentrationen, die an den Grundwasserüberwachungsstellen gemessen wurden (Immission), gegenübergestellt.

Die Zielerreichung für einen Grundwasserkörper wurde aufgrund diffuser Belastungen nun entweder wegen erhöhter Immissionswerte oder wegen erhöhter Werte der potentiellen Stickstoffkonzentration im Sickerwasser oder aufgrund erhöhter Werte für beide Kategorien als "unklar/unwahrscheinlich" eingestuft.

Artikel-Informationen

erstellt am:
21.06.2005
zuletzt aktualisiert am:
16.03.2010

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