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Wolf

Von den drei großen Beutegreifern, die in Deutschland heimisch waren, im 19. Jahrhundert jedoch ausgerottet wurden, ist bisher nur der Wolf auf eigenen Pfoten zurückgekehrt. Er wanderte nach dem Fall des Eisernen Vorhangs aus Polen kommend in sein ehemaliges Verbreitungsgebiet zurück. 1996 wurde in der Lausitz die erste dauerhafte Wolfsansiedlung dokumentiert. In Niedersachsen gab es zehn Jahre später erste Hinweise, seit 2007 auch definitive Nachweise einzelner Wolfsvorkommen. Seit seiner natürlichen Rückkehr nach Niedersachsen sind hierzulande inzwischen fünf Wolfsrudel, zwei Wolfspaare sowie ein residenter Einzelwolf nachgewiesen. Ihre Territorien befinden sich in der Heide, im Wendland, im Landkreis Cuxhaven und in der Grafschaft Bentheim.

Der Wolf ist sowohl nach europäischem als auch nach nationalem Artenschutzrecht streng geschützt. Seine Rückkehr nach Niedersachsen ist ein großer Gewinn für die hiesige Artenvielfalt. Ein Wildtier, das nach langer Abwesenheit wieder heimisch wird, trifft bei den Menschen allerdings nicht nur auf Interesse, Freude und Zustimmung, sondern auch auf Verunsicherung, Ängste und zum Teil sogar klare Ablehnung. Denn mit der Rückkehr eines großen Beutegreifers können Probleme und mögliche Gefährdungen verbunden sein. Das erfordert unter Umständen ein steuerndes Eingreifen der zuständigen Behörden. Alle Aspekte des sogenannten Wolfsmanagements – geregelt im Niedersächsischen Wolfskonzept – regelt das Umweltministerium deshalb in Abstimmung mit den über den 2014 neu konstituierten Arbeitskreis Wolf einbezogenen Verbänden und Experten (Nutztierhalter, Naturschutzverbände und Wissenschaft).

Die Umsetzung des Wolfskonzepts erfolgt gemeinsam mit den nachgeordneten Behörden, der Landesjägerschaft sowie mit den ehrenamtlichen, vom Ministerium ernannten Wolfsberatern. Für das Monitoring der Wolfsaktivitäten und Populationsentwicklung hat die Niedersächsische Landesjägerschaft (LJN) die Verantwortung übernommen. Alle Sichtungen und Nutztierrisse werden überprüft und dokumentiert. Angesichts der neuen Herausforderungen durch die wachsende Wolfspopulation und vermehrte Nahbegegnungen zwischen Mensch und Wolf wurde ein Wolfsbüro beim Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) eingerichtet.

Das niedersächsische Konzept des Wolfsmanagements versteht sich als ein dynamisches System, in dem die nationalen und internationalen Erfahrungen im Umgang mit dem Wolf ausgewertet und angewendet werden. Das heißt, dass das Konzept ausgehend von den jeweils neuen Erfahrungen und Herausforderungen im Umgang mit dem Wolf ständig an die neuen Aufgabenstellungen angepasst wird. Als wichtigste Leitmotive müssen dabei – solange kein günstiger Erhaltungszustand erreicht ist – sowohl der strenge Schutz des Wolfs als auch die Sicherheit des Menschen gelten. Das niedersächsische Wolfsmanagement strebt ein möglichst konfliktarmes Miteinander von Mensch und Wolf an. Um die Sicherheit des Menschen stets zu gewährleisten, werden in begründeten Einzelfällen – etwa, wenn ein Wolf auffälliges Verhalten wie beispielsweise das Fehlen jeglicher Scheu zeigt – sollen gezielte Vergrämungsmaßnahmen veranlasst werden. Das neue Wolfsbüro im NLWKN wird erste Anlaufstelle für die Bürgerinnen und Bürger sein, Vollzugsaufgaben wahrnehmen, das Wolfsmanagement koordinieren, die Zusammenarbeit mit der Landesjägerschaft gewährleisten und auch Informations- und Öffentlichkeitsarbeit leisten.

Es müssen auch die Interessen der Nutztierhalter gewahrt werden. Dafür wurde Ende 2014 die „Richtlinie Wolf“ geschaffen, in der auf freiwilliger Basis der finanzielle Ausgleich von Nutztierrissen und die Förderung von Präventionsmaßnahmen geregelt sind. Niedersachsens Schaf- und Ziegenhalter sowie Betreiber von Wildgattern können Fördermittel für den Erwerb von Elektrozäunen samt Zubehör und Herdenschutzhunden für den Schutz ihrer Herden vor Übergriffen durch Wölfe beantragen. Mit dieser Richtlinie unterstreicht das Land seinen Willen, die Nutztierhalter nicht mit den Problemen alleine zu lassen, die die Rückkehr des Wolfs für diesen wichtigen Teil der Bevölkerung unzweifelhaft mit sich bringen kann und auch schon gebracht hat. Damit leistet das Land einen entscheidenden Beitrag zur Akzeptanzförderung und zu einem möglichst konfliktarmen Nebeneinander von Mensch und Wolf.


Artikel-Informationen

erstellt am:
08.12.2015
zuletzt aktualisiert am:
16.02.2016

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