Artikel-Informationen
erstellt am:
03.11.2025
PI 085/2025
Damit Deutschlands Energiesystem bis 2045 klimaneutral werden kann, müssen insbesondere die Rahmenbedingungen stimmen. In einem laufenden Forschungs- und Transferprojekt untersuchen niedersächsische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler daher verschiedene Szenarien der Energiewende mit dem Ziel, Handlungsoptionen für aktuelle energiepolitische Entscheidungsprozesse aufzuzeigen. „Niedersachsen kann und will fünf Jahre eher klimaneutral werden als der Bund. Eine wissenschaftliche Perspektive soll und kann uns sicherlich dabei helfen, Wege für eine klimaneutrale Energiezukunft zu finden – für Niedersachsen und für Deutschland“, so Niedersachsens Energie- und Klimaschutzminister Christian Meyer.
In den letzten Jahren wurde eine beträchtliche Anzahl von wissenschaftlichen Szenarien und Leitstudien zur Energiewende in Deutschland veröffentlicht. Die Ergebnisse dieser Untersuchungen weichen zum Teil stark voneinander ab. Grund dafür ist, dass die jeweils zugrundeliegenden Energieszenarien auf unterschiedlichen Annahmen über zukünftige technologische, politische und wirtschaftliche Entwicklungen im Energiesystem beruhen. Zusätzlich kommen vielfältige Methoden zur Modellierung zum Einsatz.
Daraus ergibt sich ein sehr uneinheitliches Bild, wie die Transformation des Energiesystems zur Erreichung der Klimaneutralität bis 2045 umgesetzt werden könnte. Das Forschungsprojekt SCOPE.efzn hat das Ziel, diese Leitstudien einzuordnen, Orientierung zu schaffen und so Handlungsmöglichkeiten für energiepolitische Entscheidungsprozesse aufzuzeigen. Das Projekt analysiert dabei auch bisher nicht berücksichtigte Faktoren und Systemparameter in einer eigenen szenariobasierten Sensitivitätsrechnung.
Unter dem Dach des Energie-Forschungszentrums Niedersachsen (efzn) sind Forschende des DLR-Instituts für Vernetzte Energiesysteme, des Instituts für Festkörperphysik der Leibniz Universität Hannover und des Instituts für Solarenergieforschung in Hameln (ISFH) an SCOPE.efzn beteiligt. Das Niedersächsische Ministerium für Umwelt, Energie und Klimaschutz hat das Vorhaben ins Leben gerufen, das noch bis Juni 2026 läuft.
Bereits jetzt steht ein wichtiger Meilenstein in SCOPE.efzn an: Um sicherzustellen, dass das Projekt möglichst realitätsnahe Ergebnisse liefert, erprobt das Energie-Forschungszentrum Niedersachsen im Rahmen der Projektarbeit ein neuartiges Feedbackformat für Forschungsprozesse. In einer sogenannten Sounding-Board-Veranstaltung sind jetzt in Berlin ausgewählte Expertinnen und Experten aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Verwaltung und Zivilgesellschaft zusammengekommen, um die bisherige Arbeit im Projekt gemeinsam mit allen Beteiligten zu reflektieren und zu diskutieren. Ziel war es, die Forschungsarbeit schon früh einer Art „Realitätscheck“ zu unterziehen und die untersuchten Parameter im laufenden Forschungsprozess optimal anzupassen.
Das Sounding-Board-Format ist auch ein wesentlicher Transferbaustein des umfangreichen Energieforschungsvorhabens „Transformation des Energiesystems Niedersachsen“ (TEN.efzn), das aus zukunft.niedersachsen, dem Wissenschaftsförderprogramm des Niedersächsischen Ministeriums für Wissenschaft und Kultur und der VolkswagenStiftung finanziert wird.
Hintergrund: An SCOPE.efzn beteiligte Partner
Das Energie-Forschungszentrum Niedersachsen (efzn) ist ein gemeinsames wissenschaftliches Zentrum der Universitäten Braunschweig, Clausthal, Göttingen, Hannover und Oldenburg. Als zentrale Forschungs-, Vernetzungs- und Kommunikationsplattform bündelt es die Energieforschungskompetenzen der Universitätsstandorte aus den Natur- und Ingenieurwissenschaften sowie Rechts-, Sozial- und Wirtschaftswissenschaften und führt die Akteure der Transformation des Energiesystems aus Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Zivilgesellschaft zusammen.
Das Institut für Vernetzte Energiesysteme des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) entwickelt an seinen Standorten in Oldenburg und Stuttgart Transformationsstrategien und technische Lösungen, um die Sektoren Strom, Wärme, Verkehr und Industrie effizient und systemdienlich miteinander zu koppeln. Dafür erarbeiten die Forschenden am Institut gemeinsam mit Partnern aus Wirtschaft und Forschung ein ganzheitliches Systemverständnis und wirksame Systemlösungen.
Das Institut für Festkörperphysik der Leibniz Universität Hannover befasst sich mit Wechselwirkungen von Elektronen und Photonen mit festen Stoffen, insbesondere Halbleitern. Ziel ist dabei zum einen, grundlegende physikalische Prozesse zu untersuchen und zu verstehen. Zum anderen werden die entwickelten Methoden und Materialien für Anwendungen optimiert. Ein besonderer Fokus liegt auf der Physik niedrigdimensionaler Systeme wie z.B. zwei-dimensionale Materialien, Moleküle oder Quantenpunkte. Weitere Schwerpunkte sind die Batterie- und Solarforschung.
Am Institut für Solarenergieforschung in Hameln (ISFH) werden innovative Technologien für eine nachhaltige Energieversorgung entwickelt. Mit rund 165 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern forscht es in zwei Abteilungen an effizienten Lösungen für die Nutzung von Solarenergie und regenerativer Energieversorgung von Gebäuden und Quartieren. Das Energiesystem selbst ist dabei ein besonders wichtiger Teil der Forschungsarbeit. Das ISFH ist Mitglied im Forschungsverbund Erneuerbare Energien (FVEE) und der Zuse-Gemeinschaft sowie im An-Institut der Leibniz Universität Hannover.
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erstellt am:
03.11.2025