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erstellt am:
25.10.2025
PI 080/2025
Die Folgen der Klimakrise zeigen sich im Harz besonders deutlich: Extreme Trockenheit, Stürme und Borkenkäfer haben weite Teile der Nadelwälder geschädigt. Rund 80 Prozent der Fichtenbestände im Harz sind mittlerweile abgestorben – allein im Revier Braunlage rund 1.300 Hektar. Ziel ist es nun, die Wälder widerstandsfähiger zu machen und den Umbau hin zu klimastabilen Bergmischwäldern voranzubringen.
Niedersachsens Umweltminister Christian Meyer hat dazu am (heutigen) Samstag in Braunlage zwei Pflanzaktionen besucht. Im Rahmen des 35-jährigen Jubiläums des Bergwaldprojekts e.V. pflanzte der Minister gemeinsam mit rund 150 Freiwilligen etwa 3.500 standortheimische Bäume – darunter Eichen, Winterlinden und Hainbuchen. Die bundesweite Pflanzaktion Bergwaldprojekt findet in Kooperation mit Greenpeace e.V., der Klima-Allianz und den Niedersächsischen Landesforsten statt.
Im Anschluss besuchte der Minister die Pflanzaktion des ehrenamtlichen Vereins Braunlager Bäume e.V., der seit 2022 regelmäßig Bäume in und um Braunlage pflanzt und pflegt. Der Verein hat in den vergangenen Jahren bereits über 5.600 Bäume gesetzt und engagiert sich ehrenamtlich für die Wiederbegrünung von Straßen, Plätzen und historischen Alleen.
Umweltminister Christian Meyer: „Klimaschutz und Klimafolgenanpassung können viele Wege gehen. Mit diesen Pflanzaktionen stärken wir nicht nur die Wälder im Harz und machen sie resilienter gegen die Klimafolgen; wir schaffen zugleich auch neue Lebensräume für viele Tier- und Pflanzenarten. Jeder gepflanzte Baum ist ein Beitrag gegen die Klimakrise und zeigt, dass wir gemeinsam Verantwortung für unsere natürlichen Lebensgrundlagen übernehmen können. Und es ist einfach gut zu sehen, wie der Harz wieder grün wird und wir für kommende Generationen einen modernen, klimaangepassten Laubbergwald schaffen.“
Der Minister hob hervor, dass die Wiederbewaldung und Umbau unserer Wälder weg von Fichtenmonokulturen für den Schutz und die Wiederherstellung von Ökosystemen entscheidend sind: „Projekte wie diese verbinden Klimaschutz mit Biodiversität und stärken den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Sie zeigen, wie jede und jeder durch praktische Aktionen einen wirksamen Beitrag leisten kann.“
Landesregierung investiert langfristig in den Waldumbau
Die niedersächsische Landesregierung unterstützt die Wiederbewaldung des Harzes mit einem langfristig angelegten Programm. Mit insgesamt 130 Millionen Euro setzen die Niedersächsischen Landesforsten eines der größten Natur-Wiederherstellungsprojekte in der Geschichte des Landes außerhalb des Nationalparks um. Umweltminister Christian Meyer ist als Vertreter des Umweltministeriums Mitglied im Verwaltungsrat der Landesforsten.
Ziel des Programms ist es, auf über 270 Quadratkilometern abgestorbener Fichtenwälder neue, klimastabile und artenreiche Bergmischwälder entstehen zu lassen. Der Anteil der Laubbäume soll dabei wie im niedersächsischen Waldgesetz vorgesehen insgesamt auf rund zwei Drittel steigen.
Um das geschwächte Ökosystem zu stabilisieren, setzen die Landesforsten auf eine naturnahe Waldentwicklung. Dabei werden heimische Baumarten wie Buche, Bergahorn und Traubeneiche gezielt gefördert. Auch Pionierbaumarten wie Birke, Vogelbeere, Salweide und Espe tragen dazu bei, dass sich der Wald auf natürliche Weise regenerieren kann. Rund ein Fünftel der Wiederbewaldungsflächen bleibt dabei der natürlichen Sukzession überlassen, damit sich neue Lebensgemeinschaften ungestört entwickeln können.
Auf großflächige Räumungen wird bewusst verzichtet – abgestorbene Bäume und Totholz bleiben als wertvolle Lebensräume und Nährstoffquellen im Wald erhalten. So entsteht Schritt für Schritt ein vielfältiges Mosaik aus Waldwiesen, Sträuchern und jungen Laub- und Mischbaumarten. Diese Struktur fördert nicht nur die biologische Vielfalt, sondern verbessert auch den Wasserrückhalt im Boden und erhöht die Widerstandsfähigkeit des Waldes gegenüber Dürre und Extremwetter.
Christian Meyer: „Mit dem Wiederbewaldungsprogramm investiert das Land langfristig in stabile, naturnahe Bergmischwälder. Diese Wälder speichern Kohlenstoff, sichern die Trinkwasserversorgung und machen den Harz widerstandsfähiger gegen die Folgen der Klimakrise. Eine gute Investition für Klima, Natur und nachhaltige Forstwirtschaft.“
Hintergrund
Der Harz zählt zu den am stärksten vom Waldsterben betroffenen Regionen in Niedersachsen. Jahrzehntelange Monokulturen aus Fichte haben die Wälder anfällig für Trockenheit und Schädlinge gemacht. Seit den extremen Dürrejahren 2018 bis 2022 sind große Flächen abgestorben – allein im Forstamtsbereich Lauterberg rund 7.700 Hektar Fichtenwald. Im Nationalpark Harz sind mehr als 11.600 Hektar Fichtenwald, das entspricht rund 90 Prozent des früheren gesamten Fichtenbestandes, verloren gegangen.
Trotz der massiven Waldverluste zeigt sich, dass die natürliche Waldentwicklung im Nationalpark Harz dynamisch voranschreitet: Gräser, Kräuter, Sträucher und erste Laubbäume wie Birke, Aspe, Eberesche und Salweide kehren zurück. Die Artenvielfalt nimmt deutlich zu – sowohl bei Pflanzen als auch bei Tieren. Das Land unterstützt diesen Wandel zusätzlich durch gezielte Pflanzungen von Laubbäumen. Seit 2008 wurden im Nationalpark Harz rund 7 Millionen junge Laubbäume, vor allem Buchen, Bergahorn und Erlen, gepflanzt.
Das Bergwaldprojekt e.V. engagiert sich seit 1991 bundesweit für den Schutz, Erhalt und die Wiederherstellung naturnaher Wälder. Mehr als 50.000 Freiwillige haben in über 3.000 Projektwochen bislang rund 6 Millionen Bäume gepflanzt und damit einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz und zur Biodiversität geleistet. Der Jubiläumseinsatz in Braunlage führt den Verein an den Ort seiner ersten Pflanzaktion vor 35 Jahren zurück.
Der Verein Braunlager Bäume e.V. wurde 2022 gegründet und setzt sich mit großem ehrenamtlichem Engagement für das Stadtgrün in Braunlage ein. Neben jährlichen Pflanzaktionen organisiert der Verein Pflege- und Gießaktionen sowie die Erhaltung historischer Baumalleen.
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erstellt am:
25.10.2025