Artikel-Informationen
erstellt am:
27.12.2005
zuletzt aktualisiert am:
16.03.2010
Pressemitteilung Nr. 125/2005
Hannover. Rund 15 cm lang, kräftiger Schnabel, bläulichgraues Obergefieder, rostrote Unterseite, gedrungene und geduckte Körperhaltung – der Kleiber ist kaum mit einem anderen Vogel zu verwechseln. Wegen seiner Einzigartigkeit und der engen Bindung an Wälder mit alten Baumbeständen kürte der Naturschutzbund Deutschland e.V. (NABU) den Kleiber zum "Vogel des Jahres 2006".
"Der Kleiber ist ein Bote für naturgerechte Wälder. Wo sich der Kleiber wohl fühlt, fühlen sich auch andere Vögel wohl", erklärte Umweltminister Hans-Heinrich Sander dazu. "Die Ernennung zum "Vogel des Jahres 2006" ist insbesondere ein Plädoyer für den Schutz von Buchen- und Eichenwäldern. Durch eine nachhaltige Forstwirtschaft, die um den Erhalt eines strukturreichen Lebensraumes der hübsch gefiederten Vögel bemüht ist, wird ein wichtiger Beitrag zur Erhaltung der Artenvielfalt geleistet."
Die "Spechtmeise", wie der Kleiber aufgrund seiner Ähnlichkeit mit Meisen und seiner spechtartigen Lebensweise auch genannt wird, ist in Deutschland weit verbreitet. In Niedersachsen gibt es rund 115.000 Brutpaare - Tendenz steigend. Sein Verbreitungs-muster ist nahezu deckungsgleich mit der Waldverteilung. Das mittlere und südliche Niedersachsen ist bis auf besonders waldarme Böden flächendeckend von Kleibern bewohnt. Die höchste Dichte mit bis zu 3 Brutpaaren je Quadratkilometer findet man in den großen Wäldern der Lüneburger Heide, im waldreichen Osnabrücker Hügelland, im Weser- und Leinebergland und in den unteren und mittleren Lagen des Harzes. Der Kleiber fehlt ursprünglich im Küstenbereich und in den Marschen, beginnt aber mit dem Älterwerden angelegter Gehölze auch in diese Gebiete einzuwandern.
"Ich freue mich, dass sich der Kleiber in Niedersachsen so heimisch fühlt. Aber das ist noch lange kein Grund, die Hände in den Schoß zu legen. Wir müssen auch weiterhin dafür sorgen, dass durch den nachhaltigen Schutz des Waldes und die Erhaltung von Feldgehölzen, alter Parks und Alleen der Bestand des Kleibers auf lange Zeit gesichert ist", betonte Sander. "Für den Artenschutz ist es deshalb vor allem wichtig, weiträumige Wälder zu bewahren, alte Höhlenbäume zu erhalten und auch abgestorbene Stämme stehen zu lassen." Denn so finden auch andere Höhlenbrüter wie Meisen, Käuze, Spechte und Hohltauben eine ideale Nistmöglichkeit vor, Fledermäuse können eine Wochenstube oder ein Überwinterungsquartier beziehen und die Larven seltener Insekten wie Hirsch- und Bockkäfer haben eine Nahrungsgrundlage. "Damit kommen wir internationalen Schutzverpflichtungen nach und leisten einen aktiven Beitrag zur Erhaltung des europäischen Naturerbes", bekräftigte der Minister.
Seinen Namen hat der Kleiber von seiner unvergleichlichen Art, sein Nest gegen Feinde zu schützen. Mit Vorliebe nistet der nur spatzengroße Singvogel in alten Baumhöhlen, deren Zugang er mit Lehm so geschickt verklebt ("verkleibert"), sodass der Eingang gerade groß genug ist, damit er hindurchschlüpfen kann. Natürliche Feinde wie der Baummarder haben so keine Chance, an die Brut zu kommen. Während der Brut- und Aufzuchtszeit ernährt sich der Kleiber überwiegend von Insekten und Spinnen, die eine wichtige, eiweißreiche Kükennahrung bieten. Bevorzugt werden Raupen von den Blättern und Zweigen aufgelesen. Darüber hinaus sind Bucheckern seine Leibspeise. Und der meißelartige Schnabel ist ein ideales Werkzeug, um Haselnüsse zu knacken. Eindrucksvoll sind besonders die Kletterkünste des Kleibers. Kopfüber kann der kleine Höhlenbrüter an Baumstämmen hinab laufen. Dabei bewegt er sich eher ruckartig und übertrifft mit seinem Geschick sogar Specht und Baumläufer. Wer den "Vogel des Jahres 2006" beobachten möchte, findet ihn in strukturreichen, lichten Altholzbeständen, in Feldgehölzen und städtischen Parkanlagen mit alten Bäumen.
Besonders in der kalten Jahreszeit kommt der Kleiber aber auch in die Gärten, um vor allem die roten Früchte der Eibe zu verspeisen. Auch an Futterplätzen ist er anzutreffen, wo er bevorzugt Nüsse und Sämereien aufnimmt. Wer den Kleiber unterstützen möchte, kann im Garten einen Nistkasten anbringen. Das Flugloch sollte 32 Millimeter Durchmesser haben wie bei einem Nistkasten für Kohlmeisen. Besonders in Gebieten mit einem Mangel an natürlichen Höhlen werden diese Nisthilfen gerne angenommen.
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erstellt am:
27.12.2005
zuletzt aktualisiert am:
16.03.2010