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erstellt am:
23.06.2010
Pressemitteilung Nr. 61/2010
HANNOVER. Ein Jahr nach Anerkennung des Wattenmeeres zum UNESCO-Weltnaturerbe (am 26.06.2009) hat der Niedersächsische Minister für Umwelt und Klimaschutz, Hans-Heinrich Sander, heute (Mittwoch) eine positive Bilanz gezogen: „Die Auszeichnung des Wattenmeeres zum Weltnaturerbe vor genau einem Jahr ist für uns ein zusätzlicher Ansporn, den weltweit einzigartigen Lebensraum für die zukünftigen Generationen zu bewahren und zu schützen“, betonte Sander. Diese Verantwortung sei auf einer breiten gesellschaftlichen Ebene verschiedenster Akteure mit Begeisterung aufgenommen und umgesetzt worden.
Sander: „Die Anerkennung des Wattenmeeres belohnt die Menschen an der Küste und auf den Inseln, die das weitreichende Entwicklungspotential erkannt und positiv umgesetzt haben.“ Diese Erfolgsbilanz zeigt sich unter anderem in den Bereichen Natur- und Artenschutz, Umweltinformation, nachhaltiger Tourismus sowie in der Stärkung der regionalen Entwicklung im Einklang mit der Natur. „Mein Dank gilt allen Menschen, die zu dieser positiven Bilanz beigetragen haben und auch unseren Mitarbeitern der Nationalparkverwaltung“, betonte Sander.
Das Wattenmeer zeigt auf einmalige Weise, wie sich Pflanzen und Tiere an die ständig wechselnde Landschaft anpassen. Zwischen Ebbe und Flut, an der Schnittstelle von Land und Meer, wo Süßwasser und Salzwasser aufeinandertreffen, leben viele speziell an diesen Lebensraum angepasste Arten. Mit verschiedenen Maßnahmen im Naturschutz trägt das Land Niedersachsen durch die Nationalparkverwaltung dafür Sorge, dass dieser einzigartige Lebensraum gesichert und weiter entwickelt wird. Hier einige Beispiele:
Schutz von Greifvögeln und Eulen: Stacheldrahtzäune sind tödliche Fallen für die tief fliegenden Jäger. Die Stacheldrahtzäune um Viehweiden werden daher sukzessiv gegen Glattdraht ausgetauscht. Die bislang umfangreichste Maßnahme wurde Ende April auf Borkum fertig gestellt.
Schutz für Großsäuger: Kolonien von Kegelrobben befinden sich auf der unbewohnten Kachelotplate – aber auch die touristisch genutzten Inseln werden als „Kinderstube“ genutzt. Wird hier ein Jungtier am Strand entdeckt, wird der Liegeplatz mit einem mobilen Zaun- und Beschilderungssystem gegen Störungen abgeschirmt. Mitarbeiter der Nationalparkverwaltung informieren und sensibilisieren für den Sinn der Schutzmaßnahmen. Für die Liegeplätze der Seehunde und Kegelrobben wurden auf dem Hohen Riff vor Borkum Beobachtungsmöglichkeiten mit Info-Tafeln geschaffen. Zur Beobachtung der Schweinswale bietet das Nationalparkzentrum Wilhelmshaven Exkursion (Whale-Watching-Touren) an.
Schutz von Strandbrütern und Rastvögeln: Durch Schaffung von Brutbiotopen an der Krummhörner Küste sind in diesem Jahr erstmals wieder Küken der stark bedrohten Sandregenpfeifer flügge. Durch Besucherlenkungen werden brütende Vogelarten am Strand und an Hochwasserrastplätzen auf Spiekeroog, Norderney und Langeoog durch Störungen von Spaziergängern bewahrt.
Wiederherstellung naturnaher Salzwiesen durch Rückbaumaßnahmen des Entwässerungssystems sowie Schutz der feuchten Dünentäler.
Die gemeinsame Verantwortung des Deutsch-Niederländischen Welterbegebietes verstehen die Mitwirkenden (Niedersachsen, Schleswig-Holstein und die Niederlande sowie die Tourismus- und Naturschutzverbände) als länderübergreifende Kooperation:
Durch eine trilaterale Informationskampagne mit verschiedenen Elementen (mehrsprachige Wanderausstellung, Broschüren, Poster und Info-Filme sowie ein gemeinsamer Internet-Auftritt) und der Entwicklung eines einheitlichen Logos wird das Prädikat UNESCO-Weltnaturerbe in die Welt getragen. Die Nationalparkverwaltung hat maßgeblich an der Konzeption der Internetseite www.weltnaturerbe-wattenmeer.de mitgewirkt.
Zum Thema Weltnaturerbe finden Messepräsentationen sowie vielfältige Informationsveranstaltungen statt. Beispielsweise die Zugvogeltage, die aufgrund der großen Resonanz im Herbst mit dem Schwerpunkt Biodiversität wiederholt werden sowie thematische Angebote für Kinder, Familien und Schulklassen. Parallel wird der Ausbau zertifizierter Naturerlebnisangebote forciert.
Gemeinsame Aufklärungskampagnen in allen Nationalparkhäusern zum Thema Weltnaturerbe.
„Für die Küstenregion ist der Welterbetitel ein außerordentlicher Imagegewinn, neue Perspektiven für den Naturtourismus werden dadurch eröffnet“, unterstrich der Minister. Die von der UNESCO geforderte Entwicklung einer nachhaltigen Tourismusstrategie bietet die Chance für die Region, sich von anderen Erholungsgebieten mit einem Alleinstellungsmerkmal zu unterscheiden. Gemeinsames Ziel ist es, einen Tourismus zu etablieren, der die Aspekte Naturverträglichkeit, Naturerlebnis und Nachhaltigkeit in einem Partnernetzwerk integriert. Das intensive Natur erleben wird ermöglicht, ohne die Schutzziele des Nationalparks außer Acht zu lassen:
In 24 Insel- und Küstengemeinden sind im vergangenen Jahr im Rahmen einer Vortragsreihe der Nationalparkverwaltung und des Tourismusverbandes „Die Nordsee GmbH“ insgesamt mehr als 2.500 Mitarbeiter von Kurverwaltungen, der Gastronomie- und Beherbungsbetriebe sowie Gästeführer und offizielle Ansprechpartner rund um das Weltnaturerbe geschultworden. Anspruch ist es, Küsten- und Inselbesucher auf verschiedenen Ebenen qualifiziert und umfassend zu informieren.
Das Land Niedersachsen unterstützt auch mit finanziellen Mitteln die Konzeption von Natur-Erlebnistouren und Naturerlebnis-Pfaden sowie von Aussichtstürmen und Beobachtungsstationen.
Im Haushaltsjahr 2010 sind für das Programm „Natur erleben“ vom Niedersächsischen Landtag zusätzlich 300.000 Euro zur Förderung des Naturerlebens im niedersächsischen Teil des Weltnaturerbe-Gebietes bereitgestellt worden. Damit werden Mittel des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) durch das Land Niedersachsen kofinanziert:
Zurzeit sind zehn Projekte an der Küste und auf den Inseln mit einem Gesamtvolumen von über 840.000 Euro in der Planung. Auf der Insel Juist entsteht beispielsweise der Otto Leege Pfad, der den Besuchern die Natur einer Düneninsel und des angrenzenden Wattenmeeres in ihren komplexen ökologischen Zusammenhängen näher bringen soll. Das Projekt wird mit einer Summe von rund 108.340 Euro gefördert.
Im Rahmen des Bundesinvestitionsprogramms für nationale UNESCO-Welterbestätten stehen insgesamt rund 70 Millionen Euro für alle Welterbestätten in Deutschland zur Verfügung. Aus dem niedersächsischen Wattenmeergebiet haben sich 24 Kommunen für Projekte beworben. Insgesamt wurden 58 Vorhaben mit einem Gesamtvolumen von über 51,5 Millionen Euro eingereicht. Mit einer Entscheidung durch den Bund ist Ende Juli 2010 zu rechnen.
Weitere Informationen finden Sie unter:
www.weltnaturerbe-wattenmeer.de
www.weltnaturerbe-wattenmeer.de/ Wattenmeer_erleben.5+M52087573ab0.0.html
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erstellt am:
23.06.2010