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Umweltbericht 2010

McAllister / Sander: „Zustand von Umwelt und Natur konstant verbessert – Herausforderungen angehen“


Pressemitteilung 25a/2011

HANNOVER. Nach Zustimmung des Kabinetts hat das Niedersächsische Ministerium für Umwelt und Klimaschutz jetzt den Umweltbericht 2010 veröffentlicht. Der Bericht knüpft an seinen Vorgänger aus dem Jahr 2006 an und enthält Daten und Fakten zum Zustand der Umwelt aus der systematischen und kontinuierlichen Umweltbeobachtung in Niedersachsen bis Mitte 2010.

„Die erhobenen Daten und Fakten zeigen, dass sich der Zustand unserer Umwelt in Niedersachsen in den vergangenen Jahren in vielen Bereichen konstant verbessert hat“, kommentierte Niedersachsens Ministerpräsident David McAllister den vorgelegten Bericht.

Umweltminister Hans-Heinrich Sander wies darauf hin, dass der Umweltbericht 2010 ausschließlich im Internet veröffentlicht wird. „So können sich die Bürger besser und direkt über die Umweltqualität in Niedersachsen informieren. Die Inhalte werden künftig in kurzen Abständen aktualisiert“, erläuterte der Umweltminister.

Neben den übergreifenden Themen Klimawandel und Klimaschutz stehen vor allem die Umweltmedien Luft, Wasser und Boden sowie Natur und Landschaft im Mittelpunkt. Ein weiterer Themenkomplex befasst sich mit Faktoren wie Energie, Verkehr, Land- und Forstwirtschaft sowie Tourismus.

Die Feinstaubbelastung der Luft in Niedersachsen ist kontinuierlich zurückgegangen, die Qualität der Böden ist insgesamt stabil und schon im Jahr 2009 konnten bereits rechnerisch 33 Prozent des niedersächsischen Stromverbrauchs durch den Einsatz Erneuerbarer Energien gedeckt werden. Auch im Naturschutz wurden Erfolge erzielt, so haben zum Beispiel Wolf und Luchs, Biber und Fischotter wieder eine Heimat in Niedersachsen gefunden. „Jetzt gilt es, die erreichten Standards zu halten und wo notwendig, weiter zu verbessern“, erklärte der Minister. „Denn Umweltpolitik ist und bleibt eine Daueraufgabe.“

Luftqualität: In den vergangenen Jahren standen die beiden Luftschadstoffe Stickstoffdioxid und Feinstaub bei der Luftreinhalteplanung in den Städten im Vordergrund. Die Feinstaubkonzentrationen sind mit wetterbedingten Schwankungen kontinuierlich zurückgegangen. Seit dem Jahr 2007 werden in ganz Niedersachsen die Grenzwerte eingehalten. Auch die Stickstoffdioxidbelastung ist rückläufig. „Es kommt jedoch nach wie vor in den Innenstädten mit enger Bebauung und hohem Verkehrsaufkommen zu Überschreitungen des Jahresgrenzwertes“, so Sander. „Ziel ist es hier, vor allem durch Maßnahmen zur Verflüssigung des Verkehrs weitere Reduzierungen zu erreichen.“

Wasserqualität: Zum Schutz der Gewässer wurde bis 2010 - auf Grundlage der EG-Wasserrahmenrichtlinie - erstmals flächendeckend für alle Gewässer und ihre Einzugsgebiete ein Bewirtschaftungsplan aufgestellt. Die Pläne enthalten eine Bewertung des Zustands der Gewässer und eine Zusammenfassung der Maßnahmen, die zunächst von 2010 bis 2015 erforderlich sind, um den guten Zustand zu erreichen. „123 Millionen Euro stellt Niedersachsen zur Verfügung, damit die Maßnahmenprogramme in diesen Zeitraum umgesetzt werden können“, hob Sander hervor.
„Herausforderungen begegnen uns nach wie vor im Hinblick auf den Eintrag einzelner Nährstoffe in das Grundwasser“, erklärte Sander. Trotz großer Anstrengungen ist die Nitratbelastung auf knapp 60 Prozent der niedersächsischen Grundwasserkörper - der Fläche nach - noch immer erhöht. Eine Ursache hierfür sind Einträge aus der Landwirtschaft, aber auch die Industrie trägt dazu bei. „Zum Teil haben wir es hierbei noch mit ‚Sünden der Vergangenheit’ zu tun“, erläuterte Sander. „Künftig werden wir daher im Rahmen der Wasserrahmenrichtlinie ein mehrschichtiges Programm aus Beratung und freiwilligen Agrarumweltmaßnahmen anbieten. Es wurde auf Grundlage der jahrelangen gemeinsamen Erfahrungen von Landwirtschaft und Wasserwirtschaft entwickelt. Und auch der Bodenschutz wird dabei eine Rolle spielen.“

Bodenqualität: „Insgesamt ist die Qualität unserer Böden in Niedersachsen auf gleichem Niveau geblieben“, so der Minister. „Regionale Schwermetallbelastungen treten - neben punktuellen Altlasten - vor allem in Flussauen auf. Häufige Ursache sind frühere Bergbau- und Verhüttungsaktivitäten oder auch industrielle Einleitungen. Der Eintrag von Säurebildnern aus der Luft ist als Folge eines verbesserten Immissionsschutzes in den letzten Jahrzehnten zwar kontinuierlich zurückgegangen, er hat jedoch zu einer nachhaltigen Versauerung der Waldböden in Niedersachsen geführt. Eine Umsteuerung ist notwendig, um die anhaltende Zunahme von Siedlungs- und Verkehrsflächen zu begrenzen. Wertvoller fruchtbarer Boden auf der grünen Wiese geht dabei verloren. „Unser Ziel ist es, hier eine dauerhafte Trendwende zu erreichen“ kündigt Minister Sander an. „Wir werden prüfen, wie die Fördermittel des Landes effektiver eingesetzt werden können, zum Beispiel für das Brachflächenrecycling im Innenbereich der Städte und Kommunen.“

Natur- und Landschaft: „Vor allem beim Naturschutz und der Artenvielfalt waren die letzte Jahre außerordentlich erfolgreich“, sagte Minister Sander. Neben zahlreichen Vogelarten haben sich auch Luchs, Nerz und Biber sowie weitere 14 Säugetierarten in Niedersachsen ausgebreitet. Auch Anzahl und Fläche der Naturschutzgebiete in Niedersachsen ist angestiegen: 2006 gab es 725 Naturschutzgebiete auf einer Fläche von insgesamt 154.569 Hektar, im Jahr 2010 waren es 774 Schutzgebiete auf 253.299 Hektar. „Zum Erhalt der Biologischen Vielfalt haben wir allein in 2010 rund 26 Millionen Euro eingesetzt", fügte Sander hinzu. Dazu gehörten für Vertragsnaturschutz und Erschwernisausgleich circa 11 Millionen Euro, zur Umsetzung praktischer Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen circa sechs Millionen Euro, für Naturschutzprogramme (zum Beispiel Moorschutzprogramm, Weißstorchprogramm) circa 4,4 Millionen Euro, im Rahmen der Zusammenarbeit mit den Naturschutzverbänden circa 1,3 Million Euro sowie für insgesamt 38 Projekte „Natur Erleben" circa 3,3 Millionen Euro.

Klimaschutz: „Der Klimawandel wird auch für Niedersachsen Auswirkungen haben“, erklärte Sander. Mit dem Ziel, praxisnahe Konzepte und Empfehlungen für ein Klimaschutzprogramm für Niedersachsen zu entwickeln, wurde 2008 in Niedersachsen erstmals in einem Bundesland eine Regierungskommission Klimaschutz eingerichtet. Besondere Themenschwerpunkte sind dabei die Anpassung des Landes an den Klimawandel, der Ausbau der Erneuerbaren Energien und die Verbesserung der Energieeffizienz. „Hier setzen wir auch auf die Eigenverantwortung von Wirtschaft und Bürgern“, betonte der Minister. Unterstützt vom Niedersächsischen Ministerium für Umwelt und Klimaschutz sei es beispielsweise gelungen, Unternehmen besser miteinander zu vernetzen. In sogenannten „Transferzentren Energieeffizienz" wurden Strategien erarbeitet, sodass die beteiligten 71 Unternehmen nun mehr als 80 Gigawattstunden pro Jahr einsparen können - das entspricht dem Strom für rund 16.000 Haushalte. „Im Ergebnis wird damit gerechnet, dass der eingesparte Kohlenstoffdioxidausstoß bei 26.300 Tonnen pro Jahr liegen kann“, unterstrich Sander.

Hochwasser- und Küstenschutz: „Als Reaktion auf einen Klimawandel liegt unser Augenmerk vor allem auch auf Extremwetterereignissen und der Beherrschbarkeit von Hochwasser“, erklärte Umweltminister Sander. „Es geht hierbei insbesondere um ein vorbeugendes Risikomanagement.“ Unabhängig davon sei der vorbeugende Hochwasserschutz eine Daueraufgabe. Seit 2006 hat Niedersachsen rund 164 Millionen Euro investiert, um die Menschen in den hochwassergefährdeten Lebens- und Wirtschaftsräumen verlässlich zu schützen.
„Um auch auf einen möglichen Anstieg des Meeresspiegels vorbereitet zu sein, haben wir bereits 2007 entschieden, die Küstenschutzdeiche des Landes künftig um zusätzliche 25 Zentimeter zu erhöhen“, erinnerte Sander. Insgesamt wurden für den Küstenschutz seit 2006 322 Millionen Euro ausgegeben. Dies bedeutet für die Jahre 2009 und 2010, dass trotz knapper öffentlicher Kassen die Mittel für den Küstenschutz nochmals um 10 Millionen Euro angehoben wurden. So wurde das bereits hohe Sicherheitsniveau für die Küstenregion noch weiter verbessert.

Energie: „Im Energiemix spielen die Erneuerbaren Energien eine wichtige Rolle in Niedersachsen“, erklärte Minister Sander. Schon im Jahr 2009 konnten bereits rechnerisch 33 Prozent des niedersächsischen Stromverbrauchs durch den Einsatz Erneuerbarer Energien gedeckt werden. In den vergangenen vier Jahren ist die installierte Windleistung in Niedersachsen um rund 1.500 Megawatt und damit um circa 30 Prozent gestiegen. Bisher wurde der Ausbau der Erneuerbaren Energien durch die Nutzung der Windenergie an Land dominiert. „Langfristig wird die Offshore-Windenergie aufschließen und die Onshore-Windenergie von ihrem Spitzenplatz verdrängen. Sander: „Die Offshore-Windenergie ist das Kernstück beim Umbau der Stromerzeugungskapazitäten in Deutschland.“
Auch die Nutzung von Biomasse aus der Landwirtschaft spiele eine Rolle, sagte Sander abschließend. „In einigen Regionen ist aber deutlich geworden, dass die Grenzen beim Zubau von Biogasanlagen erreicht sind.“ Wichtig sei daher, den weiteren Ausbau der Nutzung von Biomasse zur Biogaserzeugung zu steuern. „Ziel ist es, die Vergütungsstruktur bei den Biogasanlagen im Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) so schnell wie möglich an die aktuellen Entwicklungen anzupassen.“

HINTERGRUND: Unter www.umweltbericht.niedersachsen.de liefert der Umweltbericht 2010 auf etwa 450 Internetseiten Daten und Fakten aus der systematischen und kontinuierlichen Umweltbeobachtung. Er soll insbesondere als Nachschlagewerk interessierten Bürgerinnen und Bürger, aber auch Vertretern aus Politik und Verwaltung als objektive Informationsquelle dienen. Das Land Niedersachsen erfüllt mit dem Bericht zum einen den Auftrag des Niedersächsischen Landtages und zugleich kommt es seiner Pflicht aus dem Niedersächsischen Umweltinformationsgesetz (NUIG) und der EU-Umweltinformationsrichtlinie nach. Diese verpflichten dazu, Informationen zum Umweltzustand systematisch aufzubereiten und sie aktiv in der Öffentlichkeit zu verbreiten.
Der Umweltbericht 2010 ist ein Werk von vielen Autorinnen und Autoren aus dem Niedersächsischen Ministerium für Umwelt und Klimaschutz, seinem Geschäftsbereich und aus den jeweils betroffenen Ressorts. Die Gesamtredaktion lag im Umweltministerium.


Artikel-Informationen

erstellt am:
01.03.2011
zuletzt aktualisiert am:
02.03.2011

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