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Abschlussbericht zu Multiresistenten Bakterien liegt vor: Lies: „Nach wie vor dringender Forschungsbedarf“

Pressemitteilung 33/2019

Der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) und das Universitätsklinikum Bonn (Uni Bonn) haben den rund 170seitigen Abschlussbericht zum Vorkommen antibiotikaresistenter Bakterien und Antibiotikarückständen in niedersächsischen Kläranlagen und Oberflächengewässern vorgelegt. Die vom Umweltministerium veranlasste Untersuchung im Gewässer ergibt danach keine Hinweise auf eine Gesundheitsgefahr für die Allgemeinbevölkerung. Dabei wird davon ausgegangen, dass die üblichen Hygieneregeln, die dem Schutz vor Krankheiten dienen, eingehalten werden.

Es besteht dennoch die Notwendigkeit, sich auf Bundesebene weiter intensiv mit der Thematik zu befassen. Insbesondere sei zu klären, inwieweit durch das Vorkommen und die weitere Ausbreitung von antibiotikaresistenten Bakterien und Antibiotikarückständen in Gewässern mittel- bis langfristig Risiken für die Umwelt und Gesundheit bestehen, heißt es in dem Bericht. Hierfür bedürfe es vor allem zunächst einer abgestimmten und einheitlichen Gefährdungsabschätzung.

Umweltminister Olaf Lies: „Niedersachsen hat durch dieses Sondermessprogramm einen wertvollen Beitrag für die Konzeption weiterführender Untersuchungen geleistet. Sowohl aus Sicht des Umwelt- als auch aus Sicht des Gesundheitsschutzes brauchen wir jetzt dringend bundeseinheitliche Standards bzgl. der Untersuchungsmethodik und der Risikobewertung. Klar ist, dass unsere Umwelt ein Spiegelbild des Antibiotikaeinsatzes in der Human- und Veterinärmedizin ist. Deshalb ist ein sorgsamer Umgang mit Antibiotika erforderlich. Der Einsatz von Reserveantibiotika wie Colistin in der Veterinärmedizin muss massiv reduziert werden.“

Ziel der vom Niedersächsischen Umweltministerium veranlassten Untersuchungen war die Erfassung eines orientierenden Überblicks über das Vorkommen multiresistenter Bakterien in Gewässern und Kläranlagen im Land. Es wurden insgesamt 80 Standorte einmalig beprobt. An einigen Standorten wurden zwei bzw. fünf Proben an unterschiedlichen Messpunkten, z. B. ober- und unterhalb einer Kläranlageneinleitung, entnommen. Dadurch ergibt sich eine Gesamtzahl von 112 Probenahmestellen.

Das in der Krankenhaushygiene viel diskutierte Bakterium MRSA (Methicillin-resistente Staphylococcus aureus) konnte wie erwartet nicht nachgewiesen werden. Bakterien mit Resistenzen gegen drei Antibiotikaklassen (3MRGN) wurden in 50 von 112 Proben nachgewiesen. Bakterien, die gegen vier Antibiotikaklassen (4MRGN) resistent sind, wurden in zwei der 112 Proben nachgewiesen. Positivbefunde zeigten sich bei Enterokokken mit Resistenzen gegen die Antibiotika Vancomycin (VRE in 26 von 112 Proben) und bei Bakterien gegenüber Colistin (5 von 112 Proben).

Die häufigsten Fundorte von 3MRGN und Antibiotikarückständen waren in der Abwasserkanalisation sowie in Zu- bzw. Abläufen von Kläranlagen. Im Ablauf der Kläranlagen war die Konzentration der Antibiotikarückstände und die Diversität der nachgewiesenen antibiotikaresistenten Bakterien im Allgemeinen geringer als im Kläranlagenzulauf.

Den Abschlussbericht zum Sondermessprogramm sowie eine Karte und Tabelle der Messorte finden Sie hier: https://www.umwelt.niedersachsen.de/startseite/themen_im_fokus/multiresistente-bakterien-164411.html

Artikel-Informationen

erstellt am:
04.04.2019

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