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Großer Schritt für die Umsetzung des Masterplans - Polder Leer ist wichtiger Baustein für den Hochwasser- und Naturschutz

PI 064/2021


Der Leda-Jümme-Verband hat in seiner Sitzung am 23. April mehrheitlich für eine Umgestaltung des Polders Leer gestimmt. Das teilten der Verband, der Landkreis Leer und das niedersächsische Umweltministerium heute mit. Die Beschlüsse sehen vor, dass unter bestimmten Vorbedingungen im Polder Leer ästuartypische Lebensräume entwickelt werden können. Gleichzeitig bleibt die Funktion als Hochwasserpolder erhalten.

„Das ist eine extrem wichtige Entscheidung, denn der Polder Leer ist eine zentrale Säule für den weiteren Erfolg des Master-Plans Ems 2050. Die Entscheidung und der Masterplan insgesamt stehen bespielhaft dafür wie es gelingen kann, die Interessen von Wirtschaft und guten, hochqualifizierten Arbeitsplätzen mit dem Naturschutz und dem Hochwasserschutz in Einklang zu bringen“, kommentiert Umweltminister Olaf Lies die Beschlüsse. „Es liegt nun noch ein gutes Stück Arbeit vor uns. Und gleichzeitig freue ich mich sehr über diese Entscheidung, denn sie ist das Ergebnis eines langen vertrauensvollen Dialog-Prozesses mit allen Beteiligten vor Ort. Es zeigt einmal mehr, dass, wenn man konstruktiv nach gemeinsamen Lösungen sucht, man diese auch finden kann. Das ist unser Weg in Niedersachsen.

Es liegen jetzt aber auch weitere Investitionen vor uns. Wir werden ca. 6,5 Millionen Euro in eine vierte Pumpe zur Verbesserung des Hochwasserschutzes investieren. Und auch für den bisherigen Pächter werden wir eine zukunftsfähige Lösung erreichen. Die Beschlüsse sind jetzt die Grundlage, die Planungen nun im Sinne des Masterplan Ems 2050 weiter zu führen. Der NLWKN wird nun alles Weitere mit dem Leda-Jümme-Verband einvernehmlich abstimmen und die weitere Planung vorantreiben. Der weitere Zeitplan steht und wir gehen davon aus, dass wir die Funktionsfähigkeit im Jahr 2025 erreichen können.“

„Vorstand und Ausschuss des Leda-Jümme-Verbandes haben sich die jetzt getroffene Entscheidung nicht leicht gemacht. Für die Hochwassersicherheit im Leda-Jümme-Gebiet hat der Polder Leer eine herausragende Bedeutung. Zur Bewältigung der Hochwasserereignisse wird er zwingend benötigt,“ so Oberdeichrichter Theodor Martens.

Ausschlaggebend sei aber, laut Martens, gewesen, dass durch die zugesagte 4. Pumpe im Ledaschöpfwerk der Hochwasserschutz für die rund 275.000 Einwohnerinnen und Einwohner im Leda-Jümme-Gebiete spürbar verbessert werden könne.

Dies sei wegen der veränderten Randbedingungen, wie dem Anstieg des Meeresspiegels und der Zunahme von Starkregenereignissen, Veränderungen der Tidewasserstände, Zunahme der Besiedlung in Verbindung mit einer Erhöhung der Versiegelung und des Schadenspotentials und der daraus resultierenden Veränderung des Niederschlags-Abflussverhaltens von großer Wichtigkeit.

„Das vor 45 Jahren im Generalplan Hochwasserschutz ermittelte Rückhaltevolumen in Höhe von 30 Millionen m³ muss aufgrund der Änderung der klimatischen Randbedingungen überdacht und nach heutigen Maßstäben nach oben korrigiert werden“, so Martens.

Hintergrund:

Im Auftrag des Arbeitskreises „Wasserbauliche Maßnahmen“ des Masterplan Ems 2050 hatte der NLWKN im Jahr 2019 die Machbarkeitsstudie zur Schaffung von ästuartypischen Lebensräumen im Bereich des Hochwasser-Entlastungspolders Leer erarbeitet. Die Studie ergab, dass es aus fachlicher Sicht möglich ist, eine Umgestaltung des Polders in einen ästuartypischen Lebensraum vorzunehmen bei gleichzeitiger Nutzung als Hochwasserpolder. Die Studie hatte der NLWKN im Beisein von Minister Lies Mitte März 2021 in Leer vorgestellt.

Gleichzeitig gibt es realistische Möglichkeiten, den Hochwasserschutz im Leda-Jümme-Gebiet weiter zu verbessern. Die Flächen im Umfang von 130 Hektar befinden sich im Eigentum des Leda-Jümme-Verbands und sind derzeit als Grünland überwiegend an einen biologisch wirtschaftenden Milchviehbetrieb verpachtet. Die Umgestaltung des Polders Leer würde einen wesentlicheren Beitrag zur Erfüllung des „Masterplans Ems 2050“ leisten, bis 2025 152 Hektar ästuartypischen Lebensraum zu schaffen.

Die konkreten Beschlüsse des Verbandes befürworten zunächst die Umnutzung des Polders zu einem ästuartypischen Lebensraum. Diese Umwandlung ist mit einer messbaren Verbesserung des Hochwasserschutzes durch den Einbau einer vierten Pumpe in das Ledaschöpfwerk zu verbinden. Vor Umsetzung der Maßnahme soll die Schlickproblematik der Ems gelöst sein. Der Leda-Jümme-Verband strebt jetzt die Aufnahme konkreter Verhandlungen mit dem Land Niedersachsen an, um das Projekt zügig voranzubringen.

Der weitere Zeitplan für den Tidepolder Leer sieht nun vor neben den Verhandlungen mit dem Leda-Jümme-Verband die Abstimmungen mit den weiteren Beteiligten zu beginnen. Auf dieser Grundlage sollen dann bis 2023 konkrete Genehmigungsunterlagen durch den NLWKN erstellt werden. Nach Planungen des Landes soll nach der Genehmigung bis zum Winter 2025/2026 der Polder umgestaltet und der Hochwasserschutz durch die 4. Pumpe verbessert sein. Eine intensive Testphase wird sich dann anschließen.


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