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Minister Meyer: „Hervorragende Langzeitstudie zu nordischen Gänsen und den Folgen für die Landwirtschaft“

PI 004/2023


Niedersachsen besitzt für überwinternde arktische Gänse eine große nationale und internationale Bedeutung. Doch durch die hier zahlreich rastenden Gänse entstehen immer wieder auch Konflikte. Am (heutigen) Donnerstag ist eine unter Leitung des Niedersächsischen Umweltministeriums erstellte Langzeitstudie zu Gänsefraßschäden erschienen. In der europaweit ersten Studie dieser Art werden die Biomasseverluste durch Gänsefraß quantifiziert – eine wichtige Grundlage, um Ausgleichszahlungen für niedersächsische Landwirtinnen und Landwirte in den Hauptgebieten der Gänserast zu bestimmen.

Niedersachsens Umweltminister Christian Meyer: „Wir haben eine besondere Verantwortung für die nordischen Gastvögel, die in Niedersachsen überwintern. Gleichwohl benötigen Landwirtinnen und Landwirte für nachweislich entstandene Schäden einen gerechten Ausgleich. Das Land Niedersachsen zahlt, kofinanziert durch die EU, jährlich mehr als 8 Millionen Euro dafür an landwirtschaftliche Betriebe. Mit der Langzeitstudie erhalten wir in der Debatte um Artenschutz, Fraßverhalten und die Auswirkungen auf die Landwirtschaft eine fundierte und sachliche Basis.“ Die Ergebnisse der Studie sind jetzt in der aktuellen Ausgabe der renommierten Fachzeitschrift „Journal of Applied Ecology“ nachzulesen.

Für die Artengruppe der arktischen Gänse sind in Niedersachsen circa 125.000 Hektar Fläche als EU-Vogelschutzgebiete ausgewiesen worden. Um die Fraßschäden im Grünland – in Form von Biomasseverlusten – beziffern zu können, hatte das Land bereits Mitte der 1990er Jahre begonnen, Verluste beim ersten und zweiten Grasschnitt durch die Landwirtschaftskammer Niedersachsen zu quantifizieren. Dafür wurden vor der ersten Rast auf Grünflächen im Rheiderland Schutzkörbe aufgestellt, die für weidende Gänse unzugänglich waren. Nach den jeweiligen Rastperioden im Frühjahr verglich die Landwirtschaftskammer Niedersachsen die Biomasse und Grasqualität mit den für Gänse zugänglichen Flächen.

Ein Ergebnis war, dass die in großer Zahl im Küstenraum überwinternden Nonnengänse den größten nachweisbaren Effekt auf die im Grünland auftretenden Schäden haben.
Die überwinternden Blässgänse sind dagegen in ihrer Ertragsauswirkung zu vernachlässigen, auch weil sie bereits Mitte/Ende März ihre Rastgebiete verlassen und so die Vegetation genug Zeit hat sich zu erholen. Ein weiteres Ergebnis war die fehlende Auswirkung der Gänseäsung auf die folgenden Grasschnitte. Dies betrifft sowohl den Ertrag als auch die Qualität. Eine Verschmutzung der Grassilage mit Gänsekot konnte in den Untersuchungen der Landwirtschaftskammer Niedersachsen ebenfalls nicht nachgewiesen werden.

Die Langzeitstudie zu den Gänsefraßschäden in Niedersachsen ist auch international von großem Interesse. Das Niedersächsische Umweltministerium hat mit der Zeitschrift Journal of Applied Ecology die freie Verfügbarkeit des Artikels unter folgendem Internetlink vereinbart: https://besjournals.onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/1365-2664.14340

Hintergrund:

In den EU-Vogelschutzgebieten mit signifikanten Vorkommen arktischer Gänse besteht die internationale Verpflichtung, ruhige und störungsarme Äsungsflächen für diese Artengruppe herzustellen. Die Langzeitstudie ist dabei eine wichtige Grundlage zur Bemessung der Ausgleichzahlungen an Landwirte, die in diesen Gebieten an den vom Niedersächsischen Umweltministerium angebotenen Agrarumwelt- und Klimaschutzmaßnahmen (AUKM) für nordische Gastvögel teilnehmen. Seit dem Jahr 2000 sind die Fördersätze immer wieder angepasst worden. Derzeit fallen landesweit auf ca. 28.000 Hektar Acker- und Grünlandflächen unter diese speziellen AUKM. Dafür wendet das Land Niedersachsen, kofinanziert von der EU, jährlich ca. 8 Millionen Euro auf. Allein im Landkreis Leer mit Schwerpunkt im Rheiderland erhalten teilnehmende Landwirte Ausgleichzahlungen in Höhe von jährlich ca. 2,0 Millionen Euro.






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Artikel-Informationen

erstellt am:
19.01.2023

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