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Meyer: „Gute Hochwasserprognosen schützen Menschenleben“

- Umwelt- und Klimaschutzminister informiert sich bei der Hochwasservorhersagezentrale über den Einsatz beim Winterhochwasser –


PI 13/2024

Das Winterhochwasser 2023/24 hat es wieder deutlich gezeigt: Durch frühzeitige Warnungen und Hochwasservorhersagen können Schutzmaßnahmen effektiv und rechtzeitig eingeleitet werden, um Hochwasserschäden zu verringern. „Trotz des landesweit größten Hochwassers der letzten Jahre konnten durch gute Prognosen vorausschauendes Wassermanagement und mehr als 120.000 helfende Hände größere Deichbrüche vermieden werden“, so Niedersachsens Umwelt- und Klimaschutzminister Christian Meyer, der am (heutigen) Mittwoch die Hochwasservorhersagezentrale (HWVZ) des Niedersächsischen Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) in Hildesheim besucht hat.


„Gute Hochwasserprognosen helfen und schützen Menschenleben – sowie deren Hab und Gut. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Hochwassermeldedienste und der Pegeltechnik des NLWKN haben vor, über und nach den Weihnachtstagen rund um die Uhr gearbeitet und großartiges geleistet“, so Meyer. „Für ihren Einsatz und den aller anderen Helferinnen und Helfer über die Feiertage sowie rund um den Jahreswechsel danke ich sehr. Durch die guten Prognosen waren die Feuerwehren und Sandsäcke rechtzeitig an den gefährdeten Stellen, auch die Hochwasserbecken und Talsperren konnten erheblich zur Entlastung der Unterlieger beitragen.“

Der vor Weihnachten einsetzende Dauerregen führte zu einer landesweiten gravierenden Hochwasserlage bis ins neue Jahr hinein. Minister Meyer informierte sich ausführlich über die weitreichenden grundlegenden Möglichkeiten zur Hochwasservorhersage. NLWKN-Direktorin Anne Rickmeyer betonte: „Es war für den NLWKN ein außergewöhnlicher Einsatz in einer außergewöhnlichen Hochwasserlage, aber nichtsdestotrotz ist das unsere Aufgabe. Ich freue mich, dass wir diese so gut bewältigen konnten. Der Besuch des Ministers ist ein positives Signal an unsere Leute.“

2023 war nicht nur das heißeste Jahr seit Beginn der Temperaturaufzeichnungen, der Dezember 2023 ist laut Deutschem Wetterdienst auch der niederschlagsreichste Dezember seit Messbeginn in Niedersachsen. In der Fläche fielen im letzten Monat des Jahres rund 155 l/m² - und damit mehr als die doppelte Menge wie im Mittel üblich. Im Harz an der Station Braunlage erreichten die Mengen sogar über 385 l/m². Damit haben sich zum Beispiel für den Bereich des Oberharzes auch neue Rekorde bei der 7-Tages-Niederschlagssumme während der Niederschlagssituation um Weihnachten herum ergeben (> 250 l/m² in 7 Tagen als Summe).

Die HWVZ Niedersachsen war hinsichtlich des Hochwasserereignisses vom 18.12.2023 bis 12.01.2024 jeden Tag mit voller Besetzung – fünf Personenstellen und Unterstützung durch den NLWKN – im Dienst und hat die Lage täglich neu bewertet. Bereits am 20.12.2023 hat die HWVZ für mehrere Einzugsgebiete Vorabinformationen bzw. Warnungen herausgegeben und auf die drohende Hochwasserlage hingewiesen. „Es gab also eine lange Vorwarnzeit, sodass sich die Einsatzkräfte vor Ort schon vor den Weihnachtstagen gut aufgestellten und organisieren konnten“, so der Minister. In enger Absprache mit der Talsperrenaufsichtsbehörde, den Stauanlagenbetreibern und der Hochwasservorhersagezentrale konnte an den Talsperren und Hochwasserrückhaltebecken (unter Berücksichtigung der Vorhersagen) ein optimiertes Abgabemanagement gefahren und somit die Schäden des Hochwassers deutlich reduziert werden.

Auch wenn an einigen Pegel die höchsten bisher gemessenen Wasserstände übertroffen wurden: Das Außergewöhnliche an diesem Hochwasserereignis war die flächendeckende Betroffenheit und die lange Dauer mit großen Abflussvolumen. „Solche Hochwasserlagen werden wir in Zeiten des Klimawandels häufiger und intensiver erleben. Das belegen die Erkenntnisse aus unseren Projekten zu den Folgen des Klimawandels“, betonte Markus Anhalt, Leiter des Geschäftsbereichs Wasserwirtschaft und Strahlenschutz in der NLWKN-Betriebsstelle in Hildesheim, dem Sitz der Hochwasservorhersagezentrale. Umwelt- und Klimaschutzminister Meyer ergänzte: „Die Sommer werden trockener und die Winter nasser. Das hat erhebliche, negative Auswirkungen. Die Folgen der Klimakrise machen es daher umso bedeutender und wichtiger, die Hochwasservorsorge und damit auch die Hochwasservorhersage als einen zentralen Baustein im Hochwasserschutz zu denken und weiter konsequent zu stärken.“

Wesentliche Grundlage für die Hochwasservorhersage ist das Pegelmessnetz des NLWKN in Niedersachsen. Damit kann der Landesbetrieb aktuelle Situationen in den Gewässern erfassen und bewerten. Gemeinsam mit den Hochwassermeldediensten in den Betriebsstellen warnt die Hochwasservorhersagezentrale Kommunen, Einsatzkräfte und Anwohner*innen vor drohender Hochwassergefahr. Aktuelle Pegelstände sind jederzeit unter www.pegelonline.nlwkn.niedersachsen.de abrufbar.

In der Hochwasservorhersagezentrale haben die Fachleute extreme Hochwasserereignisse sowie die Situation in den Gewässern und an den Pegelmessstellen Niedersachsens permanent im Blick. Auf dem Portal veröffentlicht die Hochwasservorhersagezentrale im Hochwasserfall ständig aktualisierte Vorhersagen und regionsspezifische Hochwasserlageberichte, die auch von den Warn-Apps NINA und KATWARN übernommen werden. „Während des Hochwassers haben wir mehr als 150 Warnberichte und an über 50 Hochwassermeldepegeln gleichzeitig Hochwasservorhersagen veröffentlicht“, so die Leiterin der Hochwasservorhersagezentrale Marlena Heunecke.

Was alles notwendig ist, um eine verlässliche Vorhersage zu erhalten, ließ sich der Minister bei seinem Besuch in der HWVZ in Hildesheim demonstrieren. Komplexe Modelltechnik und ein umfangreiches Datenmanagement sind die Voraussetzungen, um Vorhersagen für die sehr unterschiedlichen Einzugsgebiete in Niedersachsen zu erhalten. „Vom Norddeutschen Tiefland bis in die Mittelgebirgsregionen: Keine Landschaft ist wie die andere. Dies müssen wir in unseren Modellen berücksichtigen“, so Marlena Heunecke. „Während des Hochwassers waren alle Landesteile betroffen, so dass alle Modellgebiete der Hochwasservorhersagezentrale zum Einsatz kamen. Erstmals haben wir auch Vorhersagen an der Ober- und Mittelweser berechnet und diese zielgerichtet in Warnmeldungen berücksichtigt.“

Der langanhaltende Regen führte zum Hochwasser, aber die Situation in den niedersächsischen Gewässern kann auch anders aussehen: In den Vorjahren gab es langanhaltende Trockenperioden, die für sehr niedrige Wasserstände in den Gewässern sorgten. „Wir haben es also mit gegensätzlichen Extremen in der Wasserwirtschaft zu tun: auf der einen Seite zu viel - und auf der anderen Seite zu wenig Wasser“, erläutert Markus Anhalt.

„Ein effektives und übergreifendes Wassermanagement hilft, mit diesen Extremen umzugehen“, betonte Umwelt- und Klimaschutzminister Meyer, „vom Umgang mit Wassermangel, dem Grundwassermanagement, der Fließgewässerentwicklung, der Verbesserung der Wasserqualität bis hin zum Hochwasser und dem bestmöglichen Schutz vor diesem.“


Artikel-Informationen

erstellt am:
31.01.2024

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