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Wegbegleiter für insektenfreundliche Agrarlandschaften

Partnerinnen und Partner des Niedersächsischen Weges veröffentlichen gemeinsamen Leitfaden für mehr Insektenvielfalt in Offenlandschaften


PI 066/2025

Wie kann in der modernen Agrarlandschaft eine insektengerechte Unterhaltung von Hecken, Gräben und anderen Landschaftselementen gelingen? Unter Federführung des Niedersächsischen Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) und mit fachlicher Mitarbeit der Landwirtschaftskammer Niedersachsen (LWK) ist hierzu ein Leitfaden entstanden, der von allen Partnerinnen und Partnern des „Niedersächsischen Weges“ begrüßt und unterstützt wird.

Die Vermittlung von praxisnahen Tipps zum Schutz der Insekten ist Teil des „Aktionsprogramms Insektenvielfalt“ des Niedersächsischen Ministeriums für Umwelt, Energie und Klimaschutz. Hintergrund ist der 2020 eingeschlagene Niedersächsische Weg, bei dem sich verschiedenste Akteure auf größere Anstrengungen im Natur- und Artenschutz verständigt haben.

Der „Leitfaden zur insektengerechten Unterhaltung von Landschaftselementen in der niedersächsischen Agrarlandschaft“, der als kostenloses Druckexemplar bestellt oder heruntergeladen werden kann, befasst sich konkret mit der Herausforderung, Landschaftselemente wie Hecken, Wegraine, Gräben und Ackerrandstreifen als wichtige Lebensräume für Insekten zu erhalten beziehungsweise zu entwickeln und sie in ihrer Funktion zu stärken. Eine dringende Notwendigkeit, betont Niedersachsens Umweltminister Christian Meyer: „In der weitläufigen Agrarlandschaft Niedersachsens sind Landschaftselemente für viele Insektenarten von entscheidender Bedeutung, da sie nicht nur Nahrung, Schutz und Nistmöglichkeiten bieten, sondern vor allem auch als unverzichtbare Überwinterungslebensräume dienen. Der neue Leitfaden veranschaulicht dabei, wie enorm wichtig Landschaftselemente für die Biotopvernetzung sind“, so Meyer.

„Insekten sichern unsere Ernährung, viele Pflanzen sind abhängig von ihrer Bestäubungsleistung“, hebt Landwirtschaftsministerin Miriam Staudte hervor. „Die Landwirtinnen und Landwirte spielen eine große Rolle bei dem Schutz der Artenvielfalt, an der sie ein ureigenes Interesse haben sollten. Dieser Leitfaden gibt allen Landnutzerinnen und -nutzern praxisnahe und gut umsetzbare Maßnahmen an die Hand, wie beispielsweise Hecken, Gräben oder Wegraine für die Insektenvielfalt gepflegt werden können.“

Die in der Veröffentlichung enthaltenen Handlungsempfehlungen richten sich an alle Besitzenden und Pflegenden von Landschaftselementen: Landwirtinnen und Landwirte, Kommunen, Unterhaltungs- und Landschaftspflegeverbände, Beratungsdienste, aber auch engagierte Bürgerinnen und Bürger. Der Leitfaden beleuchtet dabei die Bedeutung der unterschiedlichen Landschaftselemente im agrarökologischen Zusammenhang. Zugleich zeigt er Wege zur Pflege dieser Elemente im Einklang mit der Landwirtschaft und weiteren Nutzungsformen auf. Hierzu werden konkrete Maßnahmen und Handlungsempfehlungen zur Pflege und Aufwertung vermittelt.

Bei der Lektüre wird schnell deutlich: Der Grundsatz „Weniger ist mehr!“ gilt auch bei der Unterhaltung und Pflege von Hecken, Gräben und Co. „Gleichermaßen muss man betonen: Ganz ohne Pflege geht es eben auch nicht. Es braucht einen guten, intelligenten Mix, wenn wir die Insektenvielfalt in der Agrarlandschaft effektiv fördern und dem Verlust der Biodiversität entgegentreten wollen“, so NLWKN-Naturschutzexpertin und Mitautorin Dr. Dorothea Nolte.

Oftmals können bereits kleine Anpassungen im Pflegemanagement einen wesentlichen Beitrag dazu leisten, dem fortschreitenden Verlust heimischer Insekten entgegenzuwirken. So lassen sich Weg- und Feldraine durch eine veränderte Pflege erheblich in ihrer Pflanzenvielfalt und damit für Insekten und andere Tierartengruppen aufwerten. Gleiches gilt für Pflegmaßnahmen an Hecken sowie in und an den zahllosen Gewässern Niedersachsens. Dabei können Aufwertungsmaßnahmen auch erhebliche positive Wirkungen auf Nutzflächen haben und lösen dabei keinen zusätzlichen Flächenverbrauch für die Landwirtschaft aus.

„Eine unserer größten gemeinsamen Herausforderungen ist es, Nutz- und Schutzfunktionen in unseren Agrarlandschaften so wirksam und damit auch so flächenschonend wie möglich miteinander zu vereinen“, unterstreicht Gerhard Schwetje, Präsident der Landwirtschaftskammer Niedersachsen. „Der jetzt erschienene Leitfaden stellt hierbei eine praktische Unterstützung für alle dar, die mit Landschaftselementen arbeiten oder diese pflegen. Nur durch eine vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen Landnutzenden und den in der Fläche handelnden Akteurinnen und Akteuren kann die Umsetzung von Insektenschutzmaßnahmen in der Agrarlandschaft und somit der Erhalt von Landschaftselementen als Insektenlebensraum langfristig genauso gelingen wie eine ressourcenschonende, moderne Landwirtschaft.“

„Der Leitfaden zeigt, wie wertvoll es ist, dass im Niedersächsischen Weg Akteure aus verschiedenen Bereichen an einem Strang ziehen“, betont Prof. Dr. Holger Buschmann, Landesvorsitzender des NABU Niedersachsen. „Wer die Empfehlungen in seine Arbeit integriert, leistet einen aktiven Beitrag gegen das dramatische Insektensterben. Gerade dieses gemeinsame Vorgehen von Landwirtschaft, Kommunen und engagierten Menschen vor Ort ist entscheidend, um Artenvielfalt langfristig zu sichern und unsere Kulturlandschaft lebendig zu erhalten.“

„Unsere Landwirtinnen und Landwirte leben von und mit der Natur. Sie sind flächenmäßig gesehen die größten „Umsetzer“ von Blühflächen- und Landschaftspflegeprogrammen – gemeinsam mit vielen anderen Akteuren im ländlichen Raum. Der Niedersächsische Weg verfestigte dieses Verständnis“, sagt Landvolkpräsident Holger Hennies. „Sie tragen bei den in diesem Leitfaden beschriebenen Möglichkeiten nicht nur in Kooperations-Projekten, sondern aus reinem Selbstverständnis dazu bei, die Artenvielfalt in der Kulturlandschaft durch Pflegemaßnahmen zu erhöhen: ob Wegraine, die Anlage von Lerchenfenstern, das insektenschonende Mähen oder die niedrigschwellige, erfolgreiche Maßnahme „Bienenfreundlicher Landwirt“ der Initiative „Eure Landwirte – Echt Grün““, ergänzt Hennies die beschriebenen Handlungsempfehlungen.

Susanne Gerstner, Vorsitzende des BUND Niedersachsen, ergänzt: „Mit dem neuen Leitfaden bekommen die im Niedersächsischen Weg neu geschaffenen Berater*innen für den Arten- und Biotopschutz eine weitere wichtige Grundlage an die Hand, um für mehr Artenvielfalt in der Agrarlandschaft zu werben. Ob strukturreiche Hecken, naturnahe Gewässerufer oder artenreiche Wegraine – all diese Lebensräume können einen wichtigen Beitrag für mehr Insektenvielfalt und zur Biotopvernetzung leisten. Auch für unsere Aktiven vor Ort bietet der Leitfaden viel Wissenswertes – von rechtlichen Grundlagen bis hin zu Fördermöglichkeiten – um mit Landwirt*innen ins Gespräch zu kommen und gemeinsam vielfältige Lebensräume für Insekten zu schaffen.“

Hintergrund: Der Niedersächsische Weg

Als bundesweit einmalige Vereinbarung zwischen der niedersächsischen Landesregierung, dem Landvolk Niedersachsen, der Landwirtschaftskammer Niedersachsen und den Naturschutzverbänden BUND und NABU verfolgt der Niedersächsische Weg das Ziel, den Natur-, Arten- und Gewässerschutz durch konkrete Maßnahmen wie zum Beispiel den Schutz und die Aufwertung von Dauergrünland, die Reduzierung des Einsatzes von Pflanzenschutzmitteln und die Einrichtung und Entwicklung breiterer Gewässerrandstreifen zu fördern.

Mehr Informationen zum Niedersächsischen Weg finden Sie hier.


Artikel-Informationen

erstellt am:
17.09.2025

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