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Bollwerk gegen Sturmfluten und Promenade gleichermaßen

Küstenschutz: Freigabe Westkopf Baltrum mit Umweltminister Sander


Pressemitteilung NLKN Nr. 159/2009

"Für die Insulaner ist es ein Bollwerk gegen Sturmfluten, für Touristen eine wunderbare Promenade zum Spazieren gehen", erklärte Umweltminister Hans-Heinrich Sander am Mittwoch auf der Insel Baltrum bei der offiziellen Freigabe des neu gestalteten Westkopfes. Der Westkopf ist für den Küstenschutz und den Tourismus gleichermaßen bedeutsam. Nach zwei Jahren Bauzeit hat der NLWKN (Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz) die Verstärkung der Küstenschutzanlagen am Westkopf in diesem Herbst abgeschlossen, nachdem ein 400 Meter langer Abschnitt instandgesetzt wurde. Insgesamt wurden rund neun Millionen Euro investiert, die je zur Hälfte aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung und der Bund-Länder-Gemeinschaftsaufgabe zur Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes stammen. Mit der Freigabe des neu gestalteten Westkopfes wurde die größte Baustelle im Inselschutz geschlossen. Inselschutz für Baltrum – das bedeutet: Massive Schutzanlagen von ca. 1,4 Kilometer Länge, 14 Buhnen, sieben Kilometer Dünen und 1,6 Kilometer Deiche.

Umweltminister Sander betonte die Bedeutung der Inseln für den Küstenschutz: "Für den Schutz unserer Festlandsküste sind die Inseln unverzichtbar. Die dem Festland vorgelagerte Ostfriesischen Inseln liegen bei Sturmfluten in vorderster Front. Sie werden bei Sturmfluten am stärksten belastet. Auf das Festland treffen die Meeresgewalten dann bereits in verminderter Form, weil das Wattenmeer als natürlicher Wellenbrecher und somit als Bollwerk gegenüber den Sturmfluten wirkt." An den Westköpfen der Inseln seien Deckwerke und Buhnen deshalb unbedingt notwendig, um diese besonders stark beanspruchten Bereiche der Inseln gegen Sturmfluten und Abbruch zu sichern.

Das gilt auch für Baltrum: Die vergangenen Winter – insbesondere 2006 und 2007 – hatten deutliche Schäden am rund 80 Jahre alten Baltrumer Deckwerk hinterlassen. "Untersuchungen haben gezeigt, dass die Anlage einer sehr schweren Sturmflut wohl nicht mehr gewachsen und eine Überflutung des Ortes nicht mehr ausgeschlossen war", sagte der Umweltminister. In einem ersten Schritt habe deshalb der für den Inselschutz zuständige NLWKN im Sommer 2008 den oberen Teil des künftigen Deckwerkes in Angriff genommen: Oberhalb der jetzigen Promenade entstand ein schweres Deckwerk aus höhenversetzt angeordneten Granitquadern, die den Wellenauflauf reduzieren sollen. Den Abschluss der Konstruktion bildet eine Böschung aus Kleiboden, die an vorhandene Dünen anschließt. 2009 folgte der Deckwerksabschnitt im unteren Teil. Die Wandelbahn wurde erneuert und das steile und s-förmige Deckwerk durch ein geneigtes Schüttsteindeckwerk ersetzt.

Im Zuge der Baumaßnahmen wurde auch das denkmalgeschützte Pfahlschutzwerk an der Süd-West-Seite der Insel instandgesetzt. Das mehr als 100 Jahre alte Schutzwerk bildet den Rest einer Konstruktion, die zwischen 1883 und 1889 vor Bau der massiven Uferschutzanlagen den gesamten Westkopf der Insel umspannte. "Diese Konstruktion hat sich jedoch nicht bewährt und wurde in großen Teilen zwischen 1921 und 1928 durch massive Schutzanlagen ersetzt. Lediglich im Bereich des Hafens ist ein ca. 300 m langes Teilstück erhalten geblieben, welches in den Jahren 1930 und 1931 grunderneuert wurde. Es bildet als historische Küstenschutzanlage das letzte erhaltende Pfahlwerk auf den ostfriesischen Inseln", betonte Frank Thorenz vom NLWKN.

Minister Sander lobte die enge Abstimmung der Planung und der Umsetzung mit der Inselgemeinde Baltrum. "Verwaltung und Rat der Gemeinde sind in alle wichtigen Planungsphasen intensiv eingebunden worden. Nach meiner Ansicht wurde eine optimale Lösung für den Küstenschutz gefunden, die die touristischen Anforderungen an das Deckwerk als Küstenschutzanlage wesentlich besser berücksichtigt als das bisherige Bauwerk". Bei der Gestaltung hat der NLWKN inseltypische Farben und Bauweisen berücksichtigt; die harmonische Farbgebung des Westkopfes steht im Gegensatz zu dem vorher vorhandenen schadhaften Beton. Die neuen Wandelbahnen, die Aussichtsdüne und der Wellenbrecher laden den Inselgast zum Verweilen ein.

Umweltminister Sander unterstrich, dass ohne einen verlässlichen Küstenschutz die gesamten Küstenniederungen Norddeutschlands bei schweren Sturmfluten überflutet würden. "Für Niedersachsen haben Klimaschutz und Klimawandel deshalb eine besonders weitreichende Bedeutung: Seit 1973 hat Niedersachsen deshalb mehr als 2,2 Milliarden Euro in den Küstenschutz investiert; in diesem Jahr sind es insgesamt 73,3 Millionen Euro".

Artikel-Informationen

erstellt am:
18.11.2009
zuletzt aktualisiert am:
16.03.2010

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